Japanische Alpen Kirschbluehten und Mandelaugen 01.09. – 12.09.

Wir warteten geduldig bis unsere Faehre anlegte. Der Anblick auf Japan war traurig. Die ersten Gebaeude waren schmutzige Industrieanlagen und ein riesengrosser Autoschrotthaufen wartete am Kai auf die Verladung. Waelder versanken im Nebel und wir hatten streomenden Regen. Die Passkontrolle wurde direkt an Bord erledigt und fuer unsere Motorraeder benoetigten wir nun unsere Carnet de Passage (Zolldokument). Dieses muss aber vorab vom Japanischen Automobil Club bestaetigt werden. Und das naechste Buero war gut 40 min. entfernt. Der Zollbeamte bat uns dies sofort zu erledigen und erst dann unsere Motorraeder vom Schiff abladen zu lassen. Der hatte vielleicht Nerven, wie sollten wir ohne Motorraeder in dieses Buero kommen? O.k. es gibt einen Zug. Aber auf diese Erfahrung wollten wir an unserem ersten Tag in Japan verzichten. Diese ungewohnt klingende Sprache und diese raetselhaften Schriftzeichen haben wir uns nun wirklich nicht angeeignet. Wir warteten einfach ab bis der Beamte das Schiff verlassen hatte und reihten unsere Bikes neben den anderen am Kranen auf. Das Schiffpersonal fragte nicht danach welche Papiere nun in Ordnung waren und welche nicht. Das Abladen der 6 Motorraeder war noch spektakulaerer wie das Aufladen. Ein Seil wurde um die Vordergabel gelegt, ein zweites um die Schwinge. Ein langweilig dreinblickender Matrose kurbelte nun von Hand den Kranen zur Seite. Wir hielten alle den Atem an, konnte das gut gehen? Bretts Triumph war das erste Bike und schaukelte bedenklich von der rechten zur linken Seite. Am Kai standen Brett, Kei und ich und nahmen das heranschwebende Moped in Empfang. Geschafft, aber es folgten noch 5 weitere und jedesmal bekamen wir ein mulmiges Gefuehl in der Magengegend. Shohei und Kei, unsere japanischen Freunde, boten sich an mit uns in die Stadt zu fahren und dieses Buero des Automobilclubs zu suchen. Es regnete ununterbrochen und pitschnass liefen wir im JAF-Buero ein. Die Bestaetigung des Carnets ging schnell ueber die Buehne und war doch tatsaechlich kostenlos. Allerdings benoetigen wir Deutsche eine japanische Uebersetzung unseres Fuehrerscheins. Der Internationale wird hier nicht anerkannt. Dies war wiederum nicht ganz so billig. Zu guter Letzt sollten wir dann auch noch unsere Motorraeder in Japan registrieren lassen. Wieder nur eine Bestimmung fuer Deutsche. Diese Forderung haben wir aber grosszuegig ueberhoert. Auf dem schnellsten Weg machten wir uns zurueck zum Zollbuero und gerade rechtzeitig, das heisst 10 Minuten vor Bueroschluss, bekamen wir unsere Einreisestempel. Ohne die Hilfe von Shohei und Kei haetten wir dies nie an einem Tag bewaeltigen koennen, geschweige denn, irgendein Buero gefunden. Dazu kommt noch der Umstand, dass in Japan Linksverkehr herrscht und dies fuer uns aeussert ungewoehnlich ist. Wir waren wirklich froh darueber die ersten Kilometer einem Japaner hinterher fahren zu koennen. Ausserdem herrschte extrem viel Verkehr, wir kamen nur langsam vorwaerts. Die Reklamenschilder am Strassenrand erschlagen einen foermlich mit Informationen und mit grosser Erleichterung haben wir festgestellt, dass die Hinweisschilder nicht nur in japanischen Schriftzeichen sondern auch in englisch ausgewiesen sind. Wir verabschiedeten uns von den anderen 4 und fuhren die Kuestenstrasse gen Norden und schwenkten dann in das Landesinnere. Wie immer in den Bergen, wir haben nichts anderes erwartet, bekamen wir Regen, Regen, Regen. Wir schlupften in einem verlassenen Campingplatz unter und sassen den Regen aus. Wobei dies mehr wie 24 Stunden bedeutete. Das Klima war unertraeglich feucht-schwuel und selbst bei Sonnenschein lief uns das Wasser in Baechen am Koerper entlang. Aber wir wurden dafuer in den Japanischen Alpen belohnt. Alles was wir mit den Alpen verbinden, wie zum Beispiel Gebirge, kleine Strassen, Serpentinen, Bergdoerfer, Skigebiete und noch vieles mehr, bieten auch die japanischen Alpen. Hier kommen dann noch Reisterrassen und urwaldaehnliche Waelder hinzu. Die Strassen waren zum Teil so schmal, dass keine zwei Mercedes aneinander vorbei kommen koennten. Muessen sie aber hier auch nicht. Die Japaner fahren ihre eigenen Marken und diese in Miniausfuehrung. Wir hatten Kurven und somit Fahrspass pur. Und es war auf diesen Bergstrassen auch kein Verkehr. Volker konnte anhand der Strassennummern immer sehr gute Nebenstrecken heraussuchen. Mitten in dieser Bergidylle machten wir fuer 2 Tage Pause in einem Campingplatz und genossen die grandiose Landschaft zu Fuss. Unser naechstes attraktives Ziel war Nikko, eine in die Berglandschaft eingebettete Schrein- und Tempelanlage. Dieses Weltkulturerbe vermischt shintoistische Bauwerke mit buddhistischen Tempeln und Klosteranlagen. Die urspruenglichste Religion in Japan ist Shinto, der "Weg der Goetter” und wird heute dem Leben zugeordnet. Daneben wird der Buddhismus, "das Nirwana, in dem es keine Begierden und damit auch keine Leiden mehr gibt”, dem Tod zugeordnet. Und in der Schreinanlage von Nikko kann man nun diese Verschmelzung der Relgionen begutachten.
Die Berge sparten aber nicht mit Regen und dieser wirklich unertraeglich hohen Luftfeuchtigkeit. Mit dem Verlassen der Berge liessen wir dann auch den Regen hinter uns. Wir hatten eine Adresse eines japanischen Paares, ca. 100 km vor Tokyo. Die zwei waren 6 Jahre mit ihren Motorraedern auf Weltreise und nahmen uns unbekannterweise mit offenen Armen auf. Hier verweilen wir nun und koennen solange bleiben wie wir wollen oder Lust haben. Jeden Abend kocht Harumi leckeres japanisches Essen und Volker trinkt mit Sheiji das eine oder andere japanische Bier. Ich habe dagegen eine Todsuende begangen. Ich habe doch tatsaechllich Zucker in meinen gruenen Tee getan. Diese Entruestung koennt ihr Euch nicht vorstellen. Also, niemals Zucker in den Tee! Diese Beiden kringeln sich immer vor Lachen wenn wir irgendwelche fuer uns unbekannte Dinge probieren. Und Sheiji und Harumi geben sich sehr viel Muehe uns taeglich mit solchen Dingen zu konfrontieren. Japanisch werden wir aber nie lernen. Dies ist einfach zu fremdartig und zu seltsam fuer unsere Ohren und Zungen. Ueber "Aligatoh” (Danke) und "ssajohnala” (Auf Wiedersehen) kommen wir nicht hinaus. Wir werden die Huette von Sheiji und Harumi als Basislager benutzen und von hier aus verschiedene Ausfluege machen. Unter anderem nach Tokyo. Dies aber dann bestimmt im naechsten Bericht. Da wir China aus unserer Reiseroute streichen mussten, aufgrund zu grosser Visabeschaffungs-Probleme, sind wir nun auf der Suche nach unserem naechsten Reiseland. Wir liebaeugeln gerade mit den Philippinen. Auf der Suche nach Schiff- und Flugverbindungen sitze ich taeglich mehrere Stunden vor dem PC und surfe durch die Internetlandschaft.


Land und Leute:
Zugegeben, fuer die Kirschbluete sind wir zu spaet dran. Aber die Mandelaugen gibt es das ganze Jahr hindurch. Die Menschen sind hier klein und alle Gebrauchtgegenstaende ebenfalls. Die Tuerklinken sind auf Huefthoehe (an uns gemessen) und der Esstisch ist hoechstens 20 cm hoch. Man sitzt auf Sitzkissen direkt auf dem Fussboden. Spaetestens nach 2 Minuten schlafen mir immer die Beine ein und ich rutsche dann ungemuetlich von einer Seite zur anderen. Volker kann mit seinen super Knien ebenfalls nicht auf den Fersen sitzend essen. Aber uns Deutschen erlaubt man schon mal die eine oder andere Ausnahme. Genauso das Essen mit Messer und Gabel. Wie kann man Suppe auch mit Staebchen essen? Wir haben uns auch angewoehnt nur saubere Socken an den Fussen zu tragen. Staendig muss man die Schuhe ausziehen. Selbst in einem Bergrestaurant schluepften wir dann in die bereitgestellten Schlappen. Und dies ist auch problematisch. Die Japaner haben auch sehr kleine Fuesse und Volker findet nie irgendwelche passenden Hausschuhe. Schluerft man dann mit diesen Schlappen in die Toilette (also ich) stehen dann dort wieder andere Schuhe, speziell nur fuer die Benutzung des Klos. Die Bedienungen huschen in den Socken ueber das Parkett und wir mussten uns zurueckhalten nicht laut loszuprusten. Natuerlich darf man die Tempel und Schreins auch nur sockig betreten und nach dem 5 Tempel hatten wir die Nase voll unsere Wanderstiefel immer wieder auf und zu zuschnueren.
Die Preise sind unglaublich. Japan ist super teuer und fuer eine Flasche Bier, in diesem o.g. Bergrestaurant, bezahlten wir doch tatsaechlich $ 5,20. Ein Apfel im Lebensmittelgeschaeft schlaegt mit $ 1,00 zu buche und Hotels sind unbezahlbar (starten bei $120,00). Wir geniessen trotzdem diese fremdartige Kultur, die einzigartige Landschaft und natuerlich das High-Tech. Dann muessen wir noch erwaehnen, dass es schon eingentuemlich ist, wenn die uns bekannten Auto- und Motorradmarken nun pleoetzlich zu Staedtenamen auf der Landkarte werden, wie zum Beispiel Toyota oder Kawasaki.

 

 
   
 
Auf der Fähre
 
 
 
Das Haus von Seiji
 
   
     
Japanische Alpen
 
 
 
Japanischer Garten
 
     
  Nikko Brunnen  
 
 
Nikko Tempel