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Schnee am Mt Fuji,
Back to the Roots und Friedensglocke in Hiroschima 04. 31.10.03
An unseren letzten kulinarischen Bericht anknuepfend, muessen wir der
Vollstaendigkeitshalber noch erwaehnen, dass wir auch deutsche Esskultur
nach Japan brachten. Eines Abends schabte ich Spaetzle, bzw. Spatzen und
auf speziellen Wunsch von Volker machte ich auch eine Schuessel Wurstspatzen.
Im weiteren Verlauf unserer Japanreise hatten wir aber keine kulinarischen
Hoehepunkte mehr. Dafuer aber Highlights der besonderen Art. Von Yamaha
Japan erhielten wir 2 Karten fuer den MotoGrandPrix in Motegi. Und so
kam es, dass ich mich in der Boxengasse zwischen all den Motorrad-Rennfahrern
und den Boxengirls wiederfand. Mir haette Max Biaggi oder Valentinp Rossi
ueber den Weg laufen koennen - ich haette keinen von den Beiden erkannt.
Volker dagegen genoss das Wochenende im japanischen Rennzirkus und verfolgte
jedes Training und Rennen. Am Sonntagabend war er dagegen frustriert,
da er nur auf seiner Gurke fahren konnte. Ihm blieb aber nichts anderes
uebrig als auf seiner Yamaha weiter Richtng Mt. Fuji zu fahren. Wir fuhren
wunderschoene Bergstrecken, kleine Strassen mit wenig Verkehr. Die Kurven
reihten sich aneinander wie an einer Perlenkette und diese schmiegte sich
eng an die Berge. Der Herbst spielte mit den tollsten Farben und die Blaetter
glitzerten harmonisch in verschiedenen Gold-, Bronze und Rot-Nuancen.
Immer wieder hatten wir einen Fluss an unserer Seite, welcher mit seinem
tuerkisfarbenen Wasser mit dem Herbstwald um die Wette funkelte. Es war
ein herrliches Farbenspiel der Natur. Auf den Paessen wurde es merklich
kaelter, aber mit uneren Griffheizungen liess es sich gut aushalten. Mehrere
Tage hatten wir Regen und mehr wie einmal packten wir unser Zelt triefendnass
zusammen. Dies konnte uns aber die Freude am fahren nicht nehmen. In Matsumoto
machten wir wir fuer ene Schlossbesichtigung einen Zwischenstopp. Natuerlich
mussten wir wieder unsere Schuhe ausziehen. Der alte Holzboden war eiskalt
und somit unangenehm. Wir schlurften sockig durch die verschiedenen Stockwerke.
Wir haben den Verdacht, dass dies die japanische Art ist, den alten Holzboden
polieren zu lassen. Wir hatten auf jeden Fall anschliessend eiskalte Fuesse
und staubige Socken. Am folgenden Tag strahlte die Sonne mit dem blauen
Himmel um die Wette. Von einem Pass aus hatten wir eine atemberaubende
Sicht auf den Mt. Fuji. Die Sonne stand schon schraeg am Horizont und
tauchte den Vulkan in ein wunderschoenes blau/orangenes Licht. Diesesmal
trug er keinen Wolkenkragen, dafuer aber seine Schneekrone. Es gibt nur
wenige Tage im Jahr mit einer solchen grandiosen freien Sicht auf den
hoechsten Berg Japans. Natuerlich wollten wir hoch zum Krater und machten
uns auf zur Besteigung. Mit den Mopeds fuhren wir bis zur 5. Station,
an welcher die Strasse endet. Wolkenverhangen thronte der Gipfel direkt
ueber uns. Volker und ich warfen einen pruefenden Blick nach oben und
machten uns auf den Weg.Bis in ca. 1,5 h koennen wir oben sein, da waren
wir uns einig. Bei 2.800 m beginnt der Einstieg und wegen der Kaelte in
dieser Hoehe trugen wir unsere Motorradjacken. Aber was wissen wir Flachlandtiroler
schon von den Bergen? Der Anstieg war sehr steil und auf dem Vulkangeroell
rutschten wir immer wieder aus. Je hoeher wir kamen, desto haeufiger und
laenger wurden unsere Pausen.Obwohl wir zwischenzeitlich ins schwitzen
geraten sind, spuerten wir die Kaelte und den eisigen Wind, welcher um
unsere Ohren pfiff. Nach 1,5 h, die Zeit in welcher wir den Krater erreichen
wollten, war noch nicht einmal die 7. Station in Sicht. Und es gibt insgesamt
10 von diesen Huettenstationen. Wir hatten uns gruendlich verschaetzt
und es war bereits Nachmittag. Ein Blick zu den Wolken und in die Richtung
in welcher wir den Krater vermuteten und ein Blick zurueck ueber die Kueste
und den Pazifik. Was tun? Es nuetzte nichts, wir mussten umdrehen. Unsere
Mt. Fuji Besteigung scheiterte an der schlechten Vorbereitung. Man kann
nicht so eben mal schnell auf 3.700 m spazieren. Dafuer waren unsere naechsten
Tage durchorganisiert. Wir besuchten Shohei und Kei, 2 Japaner die wir
in Vladivostok, Russland kennenlernten. Wir wurden bemuttert und die ganze
Familie bemuehte sich unseren Aufenthalt so angenehm wie moeglich zu gestalten.
An einem Abend gingen wir zusammen in ein japanisches Restaurant zum Essen.
Als kleine Gruppe, die wir waren, wurden wir in einen extra Raum mit Papierschiebetueren
geleitet. Die Schuhe blieben natuerlich zurueck und Volker hatte wieder
Probleme eine bequeme Haltung auf dem Fussboden einzunehmen. Die Tante
bestellte rohen Fisch zur Vorspeisse. Der rohe Fisch ist so frisch, dass,
wenn man mit seinen Staebchen schnell genug ist, man den ersten Bissen
geschluckt hat, bevor der Fisch endgueltig tot ist. In unserem Fall zuckte
der Fisch noch minutenlang mit seinem Schwanz solange wir kleine Stuecke
von ihm assen.
Am 13.10. waren wir gemeinsam mit dem Tenere-Club Japan bei Yamaha in
Iwata zu einer Werksbesichtigung eingeladen. Unsere Motorraeder machten
einen Sprung nach vorne. Endlich, nach 11 Jahren, waren sie wieder zurueck
bei "Mutter. Vor dem Yamaha Cummunity Plaza Gebaeude strahlten
sie mit den anderen Teneres um die Wette und konnten ihr Glueck kaum fassen.
Einen 1/2 Tag konnten sie das Gefuehl "Back to the Roots geniessen
und mit stolzer Brust trugen sie uns abends aus dem Yamaha-Werksgelaende
hinaus. Die Mitglieder des Tenere-Clubs fuehrten uns in ein Aal-Restaurant,
die Spezialitaet dieser Gegend. Ich brachte nicht einmal das Anstandsstueck
hinunter. Aal schmeckt einfach nur scheusslich. Ich murmelte etwas von
keinem Hunger und Diaet und Volker wuergte ewig an seinen Stuecken. Dazu
gab es noch eine Aal-Innereien Suppe, welche wir Beide nicht einmal anruehrten.
Alleine schon der Geruch war widerlich. 10mal lieber einen schwanzwedelnden
rohen Fisch, dass koennt ihr uns glauben.Unser naechstes Ziel hiess Kyoto,
wo wir nur einen Tag blieben und uns dann aufmachten nach Hiroshima. In
einer wunderschoenen Rechtskurve blockierte ploetzlich mein Hinterrad.
Das Heck brach nach links aus und ich steuerte auf eine Mauer zu. Irgendwie
schaffte ich es noch mein Motorrad nach links zu druecken und im naechsten
Moment kippte ich nach vorne links weg. Da lag sie nun auf dem Asphalt
und ich stand daneben. Wobei ich mich bei bestem Willen nicht daran erinnern
konnte wie ich vom Moped kam. Ich rannte sofort zurueck zur Kurve und
hielt den nachfolgenden Verkehr an. Ein junger Japaner half mir mein Motorrad
mitsamt Gepaeck wieder aufzurichten,. Zwischenzeitlich hatte ich einen
Stau in beide Fahrtrichtungen verursacht und auch Volker kam wieder zurueck.
Er hatte von dem Sturz nichts mitbekommen. Fuer ihn gab es keinen ersichtlichen
Grund warum mein Moped auf der falschen Fahrbahnseite stand, ich mitten
auf der Strasse umringt von Maennern und das ich den Verkehr zum erlahmen
gebracht hatte. Seine ersten Worte waren: "Was machsch denn Du?
Da flieg man auf die Schnauze und die ersten Worte des eigenen Freundes
sind so unsensibel. Aber schnell war die Situation geklaert und wir machten
eine Schadensaufnahme. Ein grosser blauer Fleck am rechten Knie war noch
das kleinste Uebel. Mein linker Koffer hatte es boese erschwischt und
eine Dose Reifenpilot ist in meiner Seitentasche losgegangen und hat eine
riesen Sauerei hinterlassen. Aber ohne weitere Zwischenfaelle kamen wir
nach Hiroshima. Und die Stadt mit ihrer traurigen Geschichte, dem Friedenspark
und dem Museum hat einen starken Eindruck auf uns hinterlassen.
Ich liess es mir nicht nehmen einmal die Friedensglocke fuer den Frieden
dieser Welt zum erklingen zu bringen. Noch aus einem weiteren Grund waren
wir diese Stadt nicht so schnell vergessen. Wir hatten unser Zelt an einem
Campingplatz auf einer kleinen, malerischen Vorinsel aufgestellt. Auf
dieser Insel wimmelte es von Rehen und Volker teilte am ersten Abend sein
Bier mit einem Hirsch. Ein folgenschwerer Fehler, wie sich noch herausstellen
sollte. Als wir von unserem Hiroshima-Ausflug abends zum Zelt zurueck
kamen trauten wir unseren Augen nicht. Dieser handzahme Hirsch hatte sich
einen Weg in unser Zelt gesucht. natuerlich hat er nicht den Reisverschluss
geoeffnet und ist hineinspaziert. Nein, er hat an der Laengsseite des
Zeltes ein klaffendes Loch hinterlassen. So gross, dass dieses Vieh bequem
hineinstolzieren konnte. Er hat auch versucht ins Innenzelt zu gelangen
und hat dort ebenfalls ein faustgrosses Loch hinterlassen. Im Vorzelt
sah es aus, wie wenn eine Bombe eingeschlagen haette oder nach dem Besuch
eines Elefanten im Porzellanladen. Dazu hat er uns noch seine ganz persoenliche
Duftnote hinterlassen. Mit dieser Aktion hatte er sich aber einen grossen
Feind geschaffen. Volker bewaffnete sich mit Steinen und uebte seine Treffsicherheit.
Dieses stoerte aber den Hischen ueberhaupt nicht und er versuchte des
Nachts noch mehrmals bei uns einzusteigen. Wir konnten unser Zelt nicht
mehr unbeobachtet lassen und beschlossen somit unsere Fahrt wieder aufzunehmen.
Japan besteht aus 4 Hauptinseln und vielen kleineren Inseln. Und die suedlichste
dieser Hauptinseln hatten wir im Visier. Palmen und strahlender Sonnenschein
erwarteten uns, taeglich 23 Grad. Um 17.00 Uhr setzt die Daemmerung ein
und um 18.00 Uhr ist es dann stockdunkel,. Das heist fuer uns spaetestens
um 17.00 Uhr einen Zeltplatz gefunden zu haben. Bisher funktionierte dies
immer hervorragend, aber an diesem einen verflixten Nachmittag konnten
wir einfach kein Plaetzchen finden. Bei Sonnenuntergang befanden wir uns
in einem riesen Ballungsgebiet und fuhren noch bis 21.00 Uhr kreuz und
quer durch die Gegend. Was tun? Hotels sind fuer uns unbezahlbar. Da fiel
uns ein, dass die Internettreffs 24 h geoeffnet sind. Wir wurden schnell
fuendig, zahlten fuer 8 h und hatten die bisher schrecklichste Nacht unserer
ganzen Reise. Obwohl wir einen kleinen Kabuff mit Fernsehen, PC und Sofa
hatten, konnte Volker bei dem grellen Neonlicht nicht schlafen. Ich schloss
fuer 2 Stunden die Aeuglein und um 7.00 Uhr pumpten wir uns mit Kaffee
voll. Wir mussten nur 2 Stunden fahren, dann waren wir bei Iwan, einem
russischen Freund. Iwan machte uns zwei verlockende Angebote. Erstens:
wir koennen auf einem ausgedienten Hochzeits-Dampfer uebernachten. Der
russische Kapitaen Andrej hiess uns als seine Gaeste auf der Alibaba willkommen.
Und Zweitens: wir koennen fuer Iwan arbeiten und verdienen gutes Geld.
Beide Angebote nahmen wir dankend an und werden hier nun 2 Wochen unserer
Zeit verbingen.
Land und Leute:
Bisher waren wir immer die "reichen Deutschen, die es sich
leisten koennen zu reisen. Dagegen gelten wir in Japan als die armen Traveler,
Deutsche ohne Geld. Dieses Gefuehl ist sehr angenehm fuer uns. Wir werden
nicht um unsere wenige Habseligkeiten beneidet. Unsere Kameras zaehlen
im High-Tech Japan zu den total veralteten Ausruestungen. Wir koennen
sie problemlos mit uns rumtragen und koennen damit niemals einen japanischen
Touristen toppen. Japan gilt als das sicherste Reiseland der Welt und
taeglich koennen wir dies spueren. Parken wir in einer Stadt, lassen wir
unsere Helme locker am Lenker haengen. In Japan kommt noch eher ein Helm
dazu, als dass einer fehlen wuerde. Die Mentalitaet dieser Inselbewohner
verbietet es ihnen "Boeses zu tun und somit ist die Kriminalitaetsrate
entsprechend nieder. Die Staedte haben aber soviel Charme wie ein Nachttopf
und gleichen sich wie ein Topf dem anderen. In den Ballungsgebieten gibt
es keine Umgehungsstrassen. Oftmals geht es mitten durch das Zentrum oder
es gibt Uebergehungsbruecken. Da man keinen Platz hat die Strassen um
eine Stadt zu bauen, geht man in die Hoehe. Trassen stabeln sich uebereinander
und wir koennen von der Bruecke aus in die Wohnung im 5. Stock spucken.
Die Haeuser quetschen sich aneinander und fuer Vorgaerten fehlt der Platz.
Kein Wunder haben die Japaner den Bonsai gezuechtet. Nach den Weiten Russlands
wirkt hier alles sehr bedrueckend auf uns.
Bisher gefahrene Kilometer:
25.700 km
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