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25.06. 16.07.2004
Indonesien, Java und Bali
Gute Strasse, tolle Menschen und grandiose Vulkanlandschaften
Auf Java angekommen, fuhren wir an der Suedkuste entlang. Der Grund hierfuer
lag nicht etwa darin, in die Wellen des Indischen Ozeans zu springen.
Wir wollten ganz einfach um Jakarta und seinem Einzugsgebiet einen riesen
Bogen machen. Es gab keine Veranlassung fuer uns in dieser Millionenstadt
unsere Nerven im Verkehr zu verlieren. An der Suedkueste wimmelt es von
Strand-Resorts, ueberwiegend fuer die einheimischen Touristen. Und wir
sind mehr wie negative ueber die hohen Preise ueberrascht. Dies lag nun
wirklich nicht in unserem Budget. Trotz allem suchten wir uns ein sehr
nett aussehendes Resort aus und wollten es nochmals mit dem Luxus eines
Pools versuchen. Bereits an der Rezeption fragte ich nach, ob es Frauen
gestattet sei im Bikini zu baden. Dieses Hotel wird aber von auslaendischen
Gaesten frequentiert und Maennlein wie Weiblein tummelten sich im Pool.
O.k. gebongt, die Kreditkarte gezueckt und unverzueglich sprangen wir
in das angenehm kuehle Nass. Unser Zimmer lag gerade mal 2 Meter vom Pool
entfernt und bot alle erdenklichen Annehmlichkeiten. Fuer eine Nacht mal
wieder in einem mit weissen Laken ueberzogenen Bett schlafen. Herrlich.
Abends assen wir beim Englaender Pizza. Und die englische Kueche ist beruehmt
fuer ihren schlechten Geschmack. Aber das es so schlecht kommen sollte,
konnten wir nicht erahnen. Volker verbrachte die Nacht vorwiegend im Badezimmer,
abwechselnd auf und ueber der Kloschluessel. Er hatte eine ziemlich ueble
Lebensmittelvergiftung. Nicht einmal ein Tee konnte seinen Magen beruhigen.
Und waehrend ich am naechsten Morgen mich am Pool aalte und sein Fruehstuck
gleich mit verzehrte, verliess er das Bett nicht. Nun war Volker wirklich
froh ueber unser Luxuszimmer und wir muessten zwangslaeufig noch eine
weitere Nacht dort verbringen. Nicht, dass uns dies unheimlich gestoert
haette
Wir schworen uns, nur noch die indonesische Kueche zu geniessen.
Lieber weiterhin taeglich Nasi Goreng. Aber soweit kam es gar nicht. Uebers
Internet lernten wir Jeffrey kennen, ein passionierter Biker und er lud
uns zu sich nach Hause ein. Ganze 10 Tage verbrachten wir bei Jeffrey
und Milly, seiner Frau. Der juengste Sohn raeumte sein Zimmer fuer uns
und verbrachte die anschliessenden Naechte auf dem Sofa vor dem Fernseher.
Desweiteren gab es einen dicken, kleinen Mops mit 2 Welpen, einen Goldkopfaffen
(Volkers Freund), ein riesen grosses Salzwasser Aquarium sowie ein Wachhund.
Und nicht zu vergessen: die Hausfee Anni. Sie machte sauber, brachte uns
den Kaffee, wusch unsere Waesche und raeumte unseren Dreck weg. Wir konnten
uns die kompletten 10 Tage nicht daran gewoehnen und beschaemten sie immer
wieder, indem wir uns ein Glas Wasser selbst einschenkten.
Volker hatte wieder an jedem einzelnen Tag an den Motorraedern zu tun.
Diesesmal kamen die Schwingen dran und er baute beide komplett aus. Huelsen
und Buchsen mussten neu gedreht werden. Und dank Jeffrey bekamen wir dies
zu einem normalen Preis. An den Vordergabeln meines Motorrades wechselte
Volker das Oel und erledigte noch tausend andere Dinge. Erst wenn er einen
Schraubenschluessel in den Haenden hat, ist er so richtig gluecklich.
Soweit wie moeglich half ich und meine Hauptaufgabe bestand mal wieder
aus putzen. Am 5. Tag widmete ich mich der Kueche und konnte nun endlich
zum ersten Mal auf unserer Reise einen Herd verwenden. Ich backte einen
Marmorkuchen, Schneckennudeln, Rosinenbroetchen sowie einen Hefezopf,
wenn schon denn schon. Zugegeben, das Meiste assen wir selbst. Milly wiederum
verwoehnte uns jeden Tag mit einer wundervollen Mahlzeit. Sie hatte sich
in den Kopf gesetzt, uns die indonesiche Kueche schmackhaft zu machen
und es ist ihr mit grossem Erfolg gelungen. Wir lernten die Fleischbaellchen,
Maiskuechlein, Blattgemuese, pochierte Eier und verschiedene Suppen kennen
und schaetzen. Wenn es nach Milly gegangen waere, haetten wir bis zu 3x
taeglich eine warme Mahlzeit zu uns genommen. Aber beim Fruehstueck konnten
wir uns durchsetzen und verspeisten weiterhin unseren Toast mit Marmelade.
Nachdem alles an den Bikes erledigt war und selbst die kleinste Kleinigkeit
von Voker durchgefuehrt wurde, machte Jeffrey mit uns 2 Tagesausfluege.
Wir sahen zum ersten Mal einen Vulkankrater, assen am Strassenrand Ananas,
bestaunten riesige Teeplantagen und genossen die Kurven in der Berglandschaft
West-Javas.
Zutiefst dankbar verliessen wir die Beiden und Milly fiel der Abschied
sichtlich schwer. Bereits um 5.00 Uhr begleitete uns Jeffrey aus der Stadt
hinaus. Nur zu dieser fruehen Stunde konnten wir dem Verkehr entgehen.
Unser Ziel war Borobudur, der weltgroesste buddhistische Tempel (Stupa),
erbaut im 9. Jahrhundert. Am Eingang erlebten wir aber eine boese Ueberraschung.
Es ist durchaus ueblich, dass auslaendische Touristen mehr bezahlen im
Vergleich zu den Einheimischen. Dies gilt fuer die Taxis genauso, wie
fuer manche Hotels. Aber im Normalfall handelt es sich lediglich um ein
paar Cent. Hier am Tempel aber zahlen die Indoneser Euro 0,70 und wir
mussten doch tatsaechlich Euro 9,00 p.P. hinlegen. Das war die groesste
uns widerfahrene Unverschaemtheit schlechthin. Volker machte auf dem Absatz
kehrt und pfiff auf saemtliche Tempels. Ich ueberredete ihn zur Besichtigung
und musste dann aber kleinklaut beigeben, dass der Tempel keinesfalls
das hohe Eintrittsgeld rechtfertigte. Wieder sehr frueh machten wir uns
am naechsten Morgen auf den Weiterweg. Da wir auf Sumatra keine Tiger
gesichtet hatten, haben wir uns nun entschlossen einen Safari-Park zu
besuchen. Die lieben Kaetzchen (siehe Bilder) haetten wir am Liebsten
gleich mitgenommen. Und wenn man schon einmal in Java ist, ist eine Vulkanbesteigung
ein Muss. Natuerlich nur mit unseren Motorraedern!! Wir suchten uns den
Vulkan Bromo raus, vor ca. 5 Wochen ausgebrochen und staendig aktiv. In
einem Bergdorf uebernachteten wir. In den Bergen ist es sehr sehr kalt
und die Haeuser haben keine Heizung. Manche der Dorfbewohner tragen Wollmuetzen,
andere dagegen laufen barfuss, die Harke mit dem Holzstiel auf der Schulter
und Koerbe oder Brennholz auf dem Ruecken. Die Menschen leben vom Gemueseanbau.
In den sehr steilen Haengen wachsen Kartoffeln, Karotten, Kraut, Mais,
Tabak und vieles mehr. Auf der Suche nach einem Abendessen liefen wir
durchs Dorf und jeder gruesste uns sehr freundlich. Aber ein Restaurant
gibt es im Dorf nicht und wir essen im Nobel-Hotel zu ueberteuerten Preisen.
Na ja, uebernachten
. morgens um 3.00 Uhr klingelte der Wecker. Es
war noch dunkel und eiskalt, aber auf dem Weg zum Aussichtspunkt herrschte
reger Verkehr. Dort waren bereits zig Touristen und waermten sich an einer
heissen Tasse Tee und Souvenirsshops saeumten den Weg zur Plattform. Unsere
Motorradjacken waermten uns gerade. Aber solange wir auf den Sonnenaufgang
warteten, bekammen wir klamme Finger und eiskalte Zehen. Wir befanden
uns auf ca. 2.500 m Hoehe. Mit dem Sonnenaufgang verschwand auch der Nebel
und wir hatten eine super Sicht auf die Vulkanlandschaft unter uns. Der
Bromo raucht unablaessig und sein grosser Bruder hinter ihm stoesst alle
15 Minuten eine Rauchwolke gen Himmel. Der Sonnenaufgang bot uns von hier
aus ein gradioses Naturschauspiel. Die Touristen verschwanden so nach
und nach und auch wir machten uns an den sehr steilen Abstieg in die Kraterlandschaft.
Mehrere Vulkankegel, unter anderem auch der Bromo, befinden sich in einem
Krater-Sandsee. Und diesen konnten wir mit unseren Bikes durchfahren.
Welch ein Gefuehl, wir fahren in einem Krater und direkt hinter uns befindet
sich ein aktiver Vulkan!! Die Besteigung des Bromo ist eine Touristenattraktion
und ueber 250 Stufen erreichen wir seinen Kraterrand auf 2.329 m. Unentwegt
steigt Rauch aus der Mitte aus, der Schwefelgeruch ist aber zum Glueck
sehr gering und stoert uns nicht weiter. Wir spueren die Einzigartigkeit
dieses Momentes und treten schweigend den Rueckweg an. Zwischenzeitlich
hat die Sonne ihre waermende Staerke erreicht und strahlt mit uns. Noch
am selben Tag erreichen wir den Ostzipfel Javas und setzen mit einer Faehre
nach Bali ueber. Die Fahrt dauerte nur 45 Minuten, war aber sehr stuermisch.
Die Faehre schwankte bedenklich und dann kippte mein Motorrad. Volker
konnte sie gerade noch rechtzeitig auffangen, bevor sie ein Moped unter
sich begraben konnte.
Bali - wir koennen es gar nicht fassen. - Trauminsel vieler. Im Nordosten
machten wir 2 Tage Pause und besuchten nicht ein einziges mal den Strand.
Wir hatten einfach keine Lust dazu und wollten nur unsere Ruhe. Die Nord-Sued
Durchquerung sind gerade mal 100 km und im ueberfuellten, total ueberlaufenen,
mit nichts anderem als Souvenirshops und Touristenjaeger ausgestattetem
Kuta machten wir halt. Was fuer die Deutschen Mallorca ist fuer die Australier
Bali was fuer uns der Ballermann ist fuer die Aussies Kuta. Volker
gefaellt es gar nicht und er moechte schnellstens weiter. Ein bester Beweis
fuer unsere Sympathie oder Abneigung sind immer die Anzahl der von uns
gemachten Bilder. Und von Bali haben wir noch kein einziges geschossen
Morgen
geht es weiter nach Lombok.
Land und Leute:
Indonesien hat nach China und Indien die 3. groesste Bevoelkerungsrate.
230 Mio Menschen leben hier. 60% davon auf der Insel Java und das auf
nur 8% der Landmasse von Indonesien. Von diesen 60% sind wiederum mindestens
80% mit dem eigenen Fahrzeug staendig unterwegs und verstopfen die Strassen
(nach unserem Gefuehl). Aber die Strassen sind in einem guten Zustand
und wir fluechten auf die Nebenstrecken mit geringem Verkehrsaufkommen.
Java ist sehr vielseitig in der Landschaft, Menschen und Kultur. Ueber
die ganze Insel erstreckt sich ein Vulkanband mit fruchtbarem Boden. In
den Taelern sehen wir die Reisfelder, etwas hoeher die Reisterrassen und
in den kalten, hohen Regionen den Gemuese- und Tabakanbau. Die Mehrheit
der Bevoelkerung lebt von der Landwirtschaft und liegen unter dem Durchschnittseinkommen
von US$ 570,00 im Jahr. Ein Dienstmaedchen verdient im Monat Euro 20,00
und arbeitet 6 Tage die Woche von 7.00 22.00 Uhr. Aber es gibt
natuerlich auch die Gutverdiener und Mercedes-Fahrer. Wie uns immer wieder
erzaehlt wird, ist die Korruption ein sehr grosses Problem in diesem Land
und hat viele zu Reichtum verholfen. Waehrend unserem Aufenthaltes bei
Jeffrey fand die Praesidenten-Wahl statt. Nach 10 Tagen liegt das Ergebnis
noch nicht vor, aber es zeichnet sich ein Wechsel ab. Die Menschen versprechen
sich viel davon, einen General an der Spitze zu haben. Nach wie vor denken
sie an die Bombe in Bali vor 2 Jahren. Aber davon abgesehen sind alle
ausnahmslos freundlich zu uns, sie lachen viel und sind neugierig. Die
meiste Zeit wird Volker angesprochen, eine fremde Frau spricht man nicht
so ohne weiteres an. Mir kanns recht sein, werde ich doch so in Ruhe gelassen.
Noch was zu den Preisen, die Zigaretten sind unglaublich billig. Eine
Schachtel Euro 0,40. Wir bezahlen fuer eine Stange soviel, wie ihr fuer
eine Schachtel. Und wer mag, kann auch welche mit Nelken durchsetzt erwerben.
Nicht jedersmanns Geschmack.
Gefahrene Kilometer in Java/Bali: 1.900 km
Gesamt gefahrene Kilometer: 42.300 km
PS: Durch einen dummen Fehler meinerseits haben wir leider keine Bilder
mehr von West-Java. Aus diesem Grund ist das erste Bild vom Tempel (Zentral-Java).
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