24.01. – 15.02.04 Thailand, Teil I
Auf der Suche nach dem Paradies, Abstecher nach Burma und 1. technische Probleme


Das Paradies; in Volkers Vorstellung besteht es aus feinem, weissen Sandstrand, glasklarem Wasser, Palmen bilden die Hintergundkulisse und ueber ihm ein stahlblauer Himmel mit einer sehr heissen Sonne. Zwischen den Palmen, in einer einsamen Bucht, liegt Volker in seiner Haengematte, wiegt sanft im Rythmus des Windes hin und her. Er muss seine Hand keine Armlaenge ausstrecken um das eisgekuehlte Bier zu erreichen. Zum Zeitvertreib, wenn die Sonne im Meer versinkt und ihre eigene Kunst des Farbenspiels praktiziert, rast Volker mit seiner Enduro ueber den nassen, festen Sand!
Nun, manche Traeume oder Vorstellungen lassen sich nicht so einfach realisieren wie z.B. eine Motorrad-Weltreise. Nichts desto Trotz machten wir uns auf die Suche nach Volkers Paradies. Zumindest ist er Realist genug, um zu wissen, dass ich ihm den Ruecken eincremen werde, er sein Bier selbst holen muss und er nur seine Yamaha zur Verfuegung hat.
Der Sueden Thailands und seine Inselwelt in der Andamanensee bieten eine grosse, reichhaltige Auswahl an Urlaubsorten. Endlich Badeurlaub - darueber freuten wir uns beide und entschieden uns fuer die Insel Ko Lanta. Die Entscheidung wurde uns eigentlich durch die Transportmoeglichkeiten abgenommen. Fast alle Inseln werden ausschliesslich von Passagierbooten angefahren. Ko Lanta ist eine der wenigen Inseln, welche auch durch Autofaehren bedient wird. Zuvor aergerten wir uns aber einmal mehr ueber unsere in Singapure gekaufte Strassenkarte. Nur die Hauptverkehrsstrassen sind darauf mit Nummern versehen. Die Nebenstrecken sind nummernlose Linien auf dem Papier. Auf den Strassen selbst sind es aber ausschliesslich die Nummern, die wir auf den Schildern entziffern koennen. Die Namen der Ortschaften sind in Thai angeschrieben und waren fuer uns nichts anderes als aneinander gereihte Zeichen einer Geheimschrift. Sie erinnern mich an die Zeit, als ich versuchte Steno zu lernen und die Kuerzel nicht in meinen Gehirnwindungen haengen bleiben wollten. Nach unserem Gefuehl musste diese Strecke genau zur Faehre fuehren. Wir fuhren auf einer gut asphaltierten Strasse, vorbei an Mankrovenwaeldern, kleinen Siedlungen, Fischerdoerfer und Dschungel und mussten nach 30 km feststellen, dass die Strasse abrupt endet und vor uns eine Mauer aus undurchdringlichem Gruen aufragt. Die Menschen am Strassenrand braucht man erst gar nicht nach dem Weg zu fragen, da 1.) sie kein englisch sprechen 2.) wir kein Thai verstehen 3.) sie keine Karte lesen koennen und 4.) sie immer in die Richtung zeigen, in welches das Motorrad gerade steht. Nach der 3. Sackgasse sahen wir ein, dass wir auf den Hauptverkehrsstrassen zu fahren haben. Die sind uebrigens sehr gut ausgebaut und erlauben locker eine Durchschnittsgeschwiendigkeit von 100 km/h. Wir fanden dann doch noch den Pier fuer unsere Autofaehre und fuer U$ 1,00 setzten wir ueber. Im Dorf herrschte reges Treiben und es wimmelte von jungen Backpackers, auf der Suche nach einer guenstigen Unterkunft, Familien in Urlaubsstimmung und aelteren Urlaubern in Shopping-Laune. Und fuer jeden bietet die Insel das passende Angebot. Auch wir fanden ein Stueck von unserem Paradies. Ruhig, erholsam, einfach und traumhaft. Wir mieteten eine kleine Huette mit Ventilator, Moskitonetz, einem kleinen Bad und Terrasse und wir hatten 200 m bis zum Strand. Die Hintergrundkulisse bilden zwar Nadelbaeume, dafuer aber ist das Wasser glasklar, tuerkisblau bis dunkelblau und einen stahlblauen Himmel mit einer sehr heissen Sonne.
Wir machten uns auf zu einer Inselrundfahrt, welche aus ueber 60% Wald besteht. An der Westkueste sind die Straende zum Baden geeignet und ein Baderesort steht dicht gedraengt am naechsten. Shops, Restaurants und Bars stehen entlang der Staubstrasse und ueberall soll das Schild 'e-mail' Besucher anlocken. In einem Waldweg entdeckten wir eine AfricaTwin mit Koffern und englischem Nummernschild. Hah, Gleichgesinnte, die mussten wir finden. Wir folgten dem Waldpfad hinab zu einer kleinen Bucht. Ca. 20 Touristen sonnten sich hier und wir scannten alle, um den AfricaTwin Fahrer ausfindig zu machen. Und so lernten wir Marcel und Helen kennen, von England aus auf dem Weg nach Hause - Neuseeland. Eifrig tauschten wir unsere Reisegeschichten aus und wechselten vom Strand in eine Bar ueber. Noch 2 so Verrueckte wie wir, wir freuten uns riesig darueber. Auf eine bestimmte Art und Weise fuehlten wir uns in unserem Vorhaben bestaetigt. 6 Tage genossen wir den Strand, die Sonne und das Wasser, bevor es uns weiter zog. Wenn wir bisher dachten, Ko Lanta sei touristisch ueberlaufen, so wurden wir nun eines besseren belehrt. Ko Lanta war ruhig und nur maessig besucht im Vergleich zu Badeorten am Festland oder der weltweit bekannten Insel Phuket. Auf dem Highway Nr. 4 (Nummer auf der Karte und an der Strasse) fuhren wir ueber eine Bruecke nach Phuket. Weisse Sandstraende, schoene Tauchgruende, Luxus-Hotels, Bars und ausschweifendes Nachtleben machen Phuket und speziell die Paton Beach zu einem Fernziel par exellence. Kommt man aber ueber die Bruecke nach Phuket faehrt man an Muellhalden vorbei, aermlichen Doerfern und Slums. Die Farbe der Sandstraende konnten wir aufgrund der unzaehligen Liegestuehle nicht mehr erkennen. Und in den ueberfuellten Strassen und Gassen konnte leicht der Eindruck entstehen, die Thais seien hier die Auslaender. Es gab Werners Wuerstchenstube, Gerdas Kartoffelsalat, Manfreds Schnitzelfabrik und Pauls Reisebuero. Phuket ist das Mallorca Suedostasien, Patong-Beach der Ballermann Thailands. Wir hatten die Adresse einer Motorradkneipe in Patong, Nickys Handlebar und wurden mit grossem Hallo emfangen. Nicky ist ein Thai, macht gefuehrte Harley-Touren fuer Touristen und versteht es, Geld zu verdienen. Wir verbrachten 3 kurzweilige Abende in der Bar und genossen auch die Vorzuege dieser ueberfuellten Insel, z.B. einen deutschen Baecker. Wie ein Verdursteter sich ueber Wasser freut, so genossen wir die Koernerbroetchen, Laugenstangen und, man hoere und staune, Brezeln! Bei unserer Abreise aus Phuket begleiteten wir ein Stueck weit Nicky bei einer Tour mit 6 Harleys. Wir hielten uns dezent im Hintergrund und schlichen den Harleys hinterher. Schliesslich wollten wir den Touristen nicht den Spass beim Fahren verderben. Sie hatten eine unmenge Geld dafuer bezahlt. Nach einem gemeinsamen Mittagessen verabschiedeten wir uns endgueltig und machten uns auf die Suche nach einer Unterkunft. Dunkle, schwere Gewitterwolken hingen ueber den Bergen und spornten uns zur Eile an. Ca. 200 km noerdlich von Phuket, in einem Fischerdorf, fanden wir abseits von jedem Rummel einen Bungalow. Ueber der Strasse befand sich ein kilometerlanger Sandstrand, die Brandung war stark und die Wellen wirbelten den Sand auf und truebten das Wasser. Einheimische plantschten in T-Shirt und Hose im Wasser, sonst war niemand zu sehen, es herrschte eine herrliche Ruhe. Wir hatten beide ein Stadium erreicht, in welchem wir die Ruhe und Abgeschiedenheit dem Trubel und Rummel vorziehen. In dieser touristischen Hinsicht war Thailand ein Kultur-Schock fuer uns. Ganz Europa ist hier vertreten, ebenso Australier und Amerikaner und niergendwo hatten wir so wenig Kontakt zu Einhemischen wie hier. Aber an diesem kleinen Strandort ist der Tourismus noch nicht zu einer vollendeten Kunst hochstilisiert. Hier geifern die Thais nicht nach den Dollars der Touris, sondern leben ihr einfaches Leben. Volker knackte wieder Kokosnuesse und wir machten stundenlange Strandspaziergaenge oder lasen. Aber nach wie vor haben wir den Drang weiter zu reisen und staunten nicht schlecht, als vor uns ein Wohnmobil mit Stuttgarter Kennzeichen auftauchte. Wir ueberholten und praesentierten dem Fahrer stolz unsere Kennzeichen. Da wir quasi Nachbarn sind, stoppten wir und erfuhren, dass es sich um insgesamt 12 Wohnmobile aus Deutschland und der Schweiz handelte. Die Rentner sind im Juni 03 gestartet und ueber Russland, Mongolei und China nach Suedostasien gekommen. Nun sind sie auf dem Heimweg, durch Burma, Indien, Pakistan, Iran und Tuerkei. Wir waren voller Bewunderung fuer die Gruppe aelterer Menschen. Auch wir wollten nach Burma, allerdings nur um unser Thailand Visa zu erneuern. Wir hatten einen guten Tip bekommen und suchten die Anlegestelle einer Casino-Faehre. Das Casino befindet sich auf einer burmesischen Insel und wird von Thailand aus angefahren (Casinos sind in Thailand verboten). Da wir wieder einmal die Schilder nicht lesen konnten und das Duchfragen sich als unmoeglich erwies, standen wir ploetzlich an einem Hafen. Unsere Motoren waren noch nicht abgestellt und schon sahen wir uns von 20 Thais und Burmesen umringt. Alles Nepper, Schlepper, Bauernfaenger. Jeder bot lautstark seine Hilfe an und alle buhlten um unsere Gunst. Jeder wollte uns in seinem Holzboeotchen nach Burma bringen und verlangte eine horrende Summe dafuer. Aber wollten wir wirklich unsere Motorraeder auf diesem frei zugaenglichen Parkplatz mit den finster dreinblickenden Typen unbewacht stehen lassen? Wollten wir eine einstuendige Bootsfahrt in einem undichten Kahn bei Regen und stuermischer See unternehmen? Sicher nicht, lieber kein neues Visa und wir verdrueckten uns schleunigst, unter den lauten Beschimpfungen der Meschenschleppern. 20 km weiter fanden wir dann das richtige Pier, mit einem super bewachten Parkplatz und Casino Bediensteten in schmucker Uniform. Niemand bedraengte uns. Wir holten uns den Ausreisestempel fuer Thailand, setzten und in das klimatisierte Expressboot und setzten nach Burma ueber. Wir reisten somit offiziell in Burma ein. Wir hielten uns exakt 20 min. auf der Insel auf und fuhren mit dem gleichen Boot wieder zurueck. Wir hatten ein neues Thailand Visa und ein Land mehr auf unserer Reise. Der Wetter Gott meinte es auch gut mit uns. Es regnete heftig waehrend unserer 2-stuendigen Burmareise, aber zur Weiterfahrt mit den Motorraedern schien wieder die Sonne. 2 Tage spaeter bekamen wir die ersten Probleme mit meinem Motorrad. Wie bereits schon einmal in Japan, ging der Motor staendig aus und machte es mir unmoeglich im Stadtverkehr zu fahren. Die Probleme waren bekannt und Volker wusste, dass er den Vergaser ausbauen musste. Also suchten wir uns ein Gaestehaus in Hua Hin. Nachdem die Besitzerin mit ihrem schweizer Freund auf einer XT600 in den Hof gefahren kamen, Fifi, der Schweizer, uns mit 'Hey, Schweinebiker' begruesste und dazu noch 2 Willkommensbiere auf den Tisch stellte, wussten wir, dass wir keinen besseren Platz zum Schrauben an den Motorraedern haetten finden koennen. Fifi hat die Welt mit seiner XT600 bereist und bei ein paar Bieren wechselten die Stories wieder ihren Besitzer. Am naechsten Tag wurde geschraubt und Ratschlaege untereinander ausgetauscht. Aber leider ohne Erfolg. Ich moechte es schon als Brainstorming bezeichnen, wie sich die maennlichen Gaeste ueber unser technisches Problem den Kopf zerbrachen. Aber auch der 2. Tag und der Austausch von Vergaser, Black Box, Zuendspule und Zuendkerze brachte Volker einer Loesung nicht viel naeher. Aber er konnte das Problem auf 2 Teile im Vergaser reduzieren. Hilfesuchend wanden wir uns an KEDO, unser Sponsor bei Yamah-Teile. Und zum 2. mal auf unserer Reise warten wir nun auf ein Paket von KEDO aus Hamburg (das 1. Paket war ein Kettensatz auf die Philippinen). Volker fuehlte sich zwischenzeitlich sauwohl in der Gesellschaft von Fifi und Freddy, den zwei Luzernern. Sie machten die Nacht zum Tag. 'Fast wie in der Fasnet" war sein Kommentar. Auf jeden Fall gibt es weit aus schlimmeres, als bei 30 Grad Celsius und super netten Menschen auf ein Paket aus Deutschland zu warten.


Land und Leute:
Ich hatte ja befuerchtet, mir in Thailand den Mund zu vebrennen - mit superscharfem Thai-Essen. Aber der Sueden Thailand ist so auf die Touristen eingestellt, dass nichts scharf auf den Tisch kommt - es sei denn, man bestellt es ausdruecklich. Und Volker tat dies mit Hingabe. Er liebt die 'Killer"-Chillis, obwohl er dabei regelmaessig in Schweissausbrueche faellt. An jeder Ecke bekommt man aber auch Western-Style-Food und keiner muss auf sein Schnitzel mit Pommes oder Fish and Chips verzichten. Das Reisen ist absolut unproblematisch, mal abgesehen von unserem Landkartenproblem. Die Inseln und Straende sind traumhaft, zum Teil wie aus dem Bilderbuch. Thailand muss sich in den letzten Jahren sehr veraendert haben. Ein Beweis dafuer ist unser 6 Jahre alter Reisefuehrer. Fuer Malaysia trafen die Angaben trotzdem noch exakt zu. Selbst auf die Preisangaben konnten wir uns verlassen. In Thailand ist dies nicht mehr der Fall. Die Preise sind nun bis zu 3mal so hoch, Ortsbeschreibungen total veraltert und einsam beschriebene Straende sind nun von Hotels gesaeumt. Im Vergleich zu Deutschland ist Thailand immer noch guenstig. Ein Bier im Restaurant Euro 1,00 (im Laden nur Euro 0,50), 1 ltr. Benzin Euro 0,40, ein Doppelzimmer Euro 11,00 und ein Abendessen zu Zweit mit Getraenken ca. Euro 5,00.
Die Maedchen sind nicht schlecht hier, aber begegnet man einem besonders huebschen Maedchen ist Vorsicht angesagt. Es koennte sich um einen sogenannten 'Ladyboy' handeln. Das Geschaeft mit der Geschlechtsumwandlung boomt in Thailand und hier sollen die besten Chirurgen der Welt zuhause sein. (U$ 5.000,00 fuer eine komplette Umwandlung, mit Geschlechtsteilen).
Das liebste Fortbewegungsmittel der Thais ist ein Roller. Damit wird alles transportiert und auch die Familienausfluege mit bis zu 5 Personen finden auf einem Roller Platz. Bei Tempo 100 km/h auf dem Highway hat uns doch tatsaechlich so ein Ding ueberholt. Der Junge hatte die Ohren angelegt und pfiff stolz an uns vorbei. Der 2-Takter war total verchromt und liebevoll gepflegt. Grosse Motorraeder werden hier nur zur Vermietung an die Touris verwendet. Bei den Autos ist der PickUp in der Mehrheit und agiert auch als Menschentransport.
Thailand - das 'Land der Freien" ist als einzigstes Land Suedostasiens niemals von westlichen Laendern kolonialisiert worden. Bisher haben wir von diesem buddhistischem Land und seiner erhaltenen Kultur wenig sehen und erleben koennen. Vielleicht lernen wir seine Urspruenglichkeit einmal ausserhalb seiner Touristencentren kennen.


Bisher gefahrene Kilometer: 29.200 km
davon in Thailand: 1.400 km

 

 
   
 
 
 
Unsere Hütte auf Kolanta
 
 
  Marc und Helen  
     
 
 
 
 
Das ist Kai
     
   
 
Mit unseren Freunden in Hua Hin