16.02. - 08.03.04 Thailand, Teil 2
Alptraum in Bangkok und Formel 1 zum Fruehstueck


Solange das Paket mit unseren Vergaserersatzteilen von KEDO unterwegs war, nutzten wir die Zeit und fuhren mit dem Bus nach Bangkok. Zuvor erbarmte sich Khambai, die Besitzerin unseres Gastehauses, meiner und schnitt mir meine Haare. Das 1. Mal seit 10 Monaten. Bei Volker ging ich, wie schon so oft, mit dem Langhaarschneider nochmals ueber sein Haupt. Jetzt konnten wir uns in Bangkok sehen lassen. Bangkok ist eine Stadt der extremen Gegensaetze, man liebt sie oder man hasst sie. Von Liebe konnte bei uns nicht die Rede sein. Der Verkehr kommt zwischen 8.00 und 20.00 Uhr zum Erliegen, die Abgase verpesten die Luft. Am schnellsten kommt man mit einem Motorrad-Taxi vorwaerts, welche sich millimetergenau durch die Autos schlaengeln. Weibliche Thai-Passagiere sitzen ausschliesslich im Damensitz darauf. Dann gibt es noch die Tuk-Tuk's. Eine Art motorisierte Ritschka. Die bleiben aber genauso im Stau stecken und man bekommt voll die Abgase zum einatmen. Wir selbst zogen es vor zu laufen und absolvierten das absolute Touri-Pflichtprogramm. Im Herzen der Altstadt Bangkoks besichtigen wir die glitzernden, goldenen und prachtvollen Gebaeude, Tempel und Tuerme des Grand Palace und des Tempel des Smaragd-Buddhas, Wat Phra Kaeo. Dieser Tempel gilt als der schoenste und interssanteste im ganzen thailaendischen Koenigreich. Der Besucherstrom reisst hier niemals ab und es war uns unmoeglich ein Foto am Wat Phro mit dem ruhenden Buddha ohne Touris mit drauf aufzunehmen. Am Pier liessen wir uns zu einer Bootsfahrt auf den Klongs Bangkoks ueberreden und von den 4 versprochenen Sehenswuerdigkeiten sahen wir nur 2. Es hatte keinen Sinn uns beim Bootsfuehrer zu beschweren..... dieser sprach kein Wort englisch. Aber wir fuhren durch die Wasserstrassen dieser Stadt und bewunderten die Pfahlhaeuser am Ufer. Die Menschen leben hier im und am Wasser, jede Bretterbude besitzt einen Steg und die Kanaele bilden weit verzweigte Verkehrswege. Nachdem wir uns den Wat Arun, "Tempel der Morgenroete" angesehen haben um dann anschliessend am Wat Phro zu landen, hatten wir absolut keinen Bock mehr die 95 Pagoden und ca. 1.000 Buddhafiguren anzusehen. Die restlichen 396 Tempel dieser Stadt wollten wir nun auch nicht mehr antun. Wie muessen an dieser Stelle zugeben, dass nach St. Petersburg, Vladivostok, Tokyo, Hiroshima, Manila, Singapore und Kuala Lumpur eine Metropole wie Bangkok uns nun wirklich nicht mehr in seinen Bann zieht. Aber selbstverstaendlich schlenderten wir wir noch ueber die bekannteste Backpacker Meile der Welt: die Khaosan Road. Backpacker aus allen Laender dieser Welt sind hier vertreten, wobei wir bei einigen den Eindruck hatten, sie sind nicht von dieser Welt. Die Szene spielt sich auf der Strasse ab, sehen und gesehen werden, cooler sein als alle Anderen. Dabei sind doch Volker und ich die Coolsten, schliesslich reisen wir mit dem Motorrad (hihi). Na ja, jeder versucht entweder durch sein Aeusseres aufzufallen oder aber mit seiner Art aus der Reihe zu tanzen. Und da das Alle tun, bilden wir ungewollt wieder eine Gemeinschaft.
Wir hatten es fast eilig aus Bagkok wieder weg zu kommen. Den wirklichen Alptraum Bangkok hatten wir dann eine Woche spaeter. Und bis dahin verbrachten wir die Zeit nochmals in Hua Hin bei unserem schweizer Freund Fifi. Das Paket aus Deutschland wartete auf uns und Volker machte sich sofort daran den Vergaser mit den neuen Teilen auszustatten. Da Volker zuvor die Vergaser unserer Motorraeder getauscht hatte, war nun Volkers Bike im Besitz des Problem-Vergasers. Das Motorrad lief nun mit den neuen Teilen besser, aber immer noch nicht gut und der Vergaser zieht nach wie vor Falschluft. Um dieses Problem auszumerzen muessten wir einen Feinmechaniker finden, welcher uns eine Welle aus Messing drehen koennte. Nun, vielleicht laeuft uns so jemand zufaellig ueber den Weg. Und bis dahin hat nun Volker meine vorhergehenden Probleme wie Fehlzuendungen, hoher Benzinverbrauch und sehr unruhiger Lauf im Standgas. Wir hatten aber natuerlich noch ein paar schoene Video-Bier-Abende mit Fifi und lernten die Schweden Frederic und Rebeca kennen. Diese Zwei sollten wir spaeter nochmals treffen. Der Abschied fiel uns schwer und bei gluehender Hitze fuhren wir weiter. Wir wollten in den Osten von Thailand, auf eine Insel in der Naehe der kambodschanischen Grenze. Leider mussten wir dazu quer durch das abgasvernebelte Bangkok und seine Dauerstaus. Wir suchten eine Umgehungsstrasse und fuhren dabei durch eine Baustelle. Vor uns spritzte ein Wasserwagen sein Wasser auf den staubigen Asphalt und verminderte so die Staubwolken. Volker konnte ueberholen, aber ich musste direkt dahinter abbremsen. Der Staub bildet zusammen mit dem Wasser eine Art Schmierseife und batsch - da lag ich auch schon unter meinem Motorrad. Sofort war mal wieder eine riesen Schlange hinter mir und bevor ich irgend einen Schmerz spueren konnte, fuhr ich mein Moped zum Seitenstreifen und gab die Fahrbahn wieder frei. Mein linkes Bein war unter das Motorrad gekommen und die Halterung des Ersatzkanisters hatte mir in die Wade geschlagen. Die linke Huefte war ebenfalls geprellt. Ich hatte, im Gegensatz zu Volker, meine Motorradjacke an und erlitt somit keine Schuerfungen und Prellungen an der Schulter, als diese ueber den Asphalt rutschte (Dank an MELVIN fuer die Jacke). Alles halb so wild und auch mein Motorrad hatte nur ein paar kleine 'Hautabschuerfungen' abbekommen. An diesem Tag sollte noch etwas viel gravierenderes passieren, dass uns alles andere vergessen liess. Alptraum Bangkok - am hellichten Tage. Natuerlich verfuhren wir uns wieder mehrmals, die Beschilderung in dieser Stadt ist aber auch besch..... Schliesslich landeten wir im Zentrum, die Gegend war uns von unserer Sightseeing Tour bekannt. Zu allem Ueberfluss wurden wir noch von der Polizei angehalten und erhielten eine Verwarnung fuer die Benutzung der "Auto"-Spur. Wir hatten die Schnauze gestrichen voll. Wir kamen nur im Schneckentempo vorwaerts, die Abgase hatten unsere Gesichter mit einer schwarzen Schicht ueberzogen und in der Hitze des Tages schoss uns der Schweiss aus allen Poren. Wir hatten buchstaeblich keinen trockenen Fetzen mehr am Leibe und wollten nur noch raus, raus aus diesem Wahnsinn. Und dann passierte es .....an einer roten Ampel druckten sich Mopeds, Autos und ein Bus zwischen uns. Ich fuhr nach der Kreuzung gleich links ran und wartete auf Volker. Dieser wollte schnellstmoeglich aufholen und fuhr ganz rechts. Wir verpassten uns und benoetigten die laengsten 20 Stunden unseres Lebens um uns wieder zu finden. Die ersten 10 min. machte ich mir noch keinen Kopf, rauchte in aller Ruhe eine Zigarette. Dann wurde ich unruhig und fuhr ein Stueck weiter, Wieder warten, ich hatte keine Ahnung ob Volker vor oder hinter mir war. Mit dem Motorrad in die entgegen gesetzte Richtung zu fahren war bei diesem Verkehrsaufkommen undenkbar. Nach einer Stunde Wartezeit ging ich zu Fuss die Strecke zurueck. Nichts, keine Spur von Volker. In den naechsten 6 Stunden fuhr ich raus aus Bangkok und drehte aber nach 40 km wieder um. Ich wollte in der Naehe der Kreuzung bleiben, wo wir uns verloren hatten. Ich packte das Handy aus und lies es eingeschaltet und schrieb Volker eine e-mail mit meinem Standort. Anschliessend ging ich zur Verkehrspolizei und meldete den "Verlust" meines Freundes. Eine grosse Hilfe war die Polizei allerdings nicht. Immerhin konnte ich auf einer Holzpritsche zwischen den in Handschellen wartenden Verbrechern dieser Nacht eine halbe Stunde schlafen. Um 16.00 Uhr hatten wir uns verloren und um 2.30 Uhr morgens setzte ich mich abermals auf mein Motorrad und fuhr 60 km zur naechsten Stadt. Nirgends sah ich eine Spur von Volkers blauer Yamaha und ich fand auch kein Schild mit der Aufschrift "Hotel". Resigniert traf ich wieder bei meiner Polizeiwache in Bangkok ein. Ich war total verzweifelt, den Traenen nahe. Das Handy klingelte nicht und auf mein e-mail kam keine Antwort. Das Schwierige an dieser Situation war, das zu tun, was der Andere denkt, dass man es tut und das dann abzugleichen mit dem, was man dann tatsaechlich tut. Bevor der Verkehr wieder anschwoll, entschloss ich mich zu der Insel im Osten zu fahren. Vielleicht treffen wir uns am Faehrhafen.
Nachdem Volker bemerkt hatte, dass wir uns verloren hatten, fand er zufaellig die von uns den ganzen Tag lang gesuchte Umgehungsstrasse. Er wartete in einer Tankstelle auf mich, er war sicher vor mir zu sein und das ich diese Strasse nehmen muesste. Ich selbst habe aber diese Strasse nie gefunden und so wartete Volker an der Nr. 3 und ich fuhr auf der Nr. 34 auf und ab. Irgendwann faehrt Volker weiter und bei Einbruch der Dunkelheit nimmt er sich ein Hotelzimmer. Bei Dunkelheit ist eine Suche unmoeglich. Im ganzen Ort gibt es kein Internet und die Nummer des Handys kennt er nicht (warum auch, er muss mich ja nie anrufen). In dieser Nacht bekommt er kein Auge zu und mit dem ersten Sonnenstrahl faehrt er wieder Richtung Bangkok und zurueck. Er entschliesst sich an einer Tankstelle bis 12.00 Uhr auf mich zu warten und dann Richtung Faehrhafen zu fahren. Die Strasse Nr. 3 und Nr. 34 treffen nach 60 km aufeinander und kurz danach trinkt Volker seinen Kaffee. Schon von weitem sieht er mich kommen und rennt zur Strasse. Als ich auf die Hoehe der Tankstelle komme, schiebt sich ein Bus zwischen uns und versperrt mir die Sicht. Jetzt geht alles ganz schnell. Anziehen, aufspringen und verfolgen. Ein Stein, ein Fels, ein ganzer Berg faellt von unser beider Herzen und wir fallen uns in die Arme. Wir sind Beide total erschoepft, die Nerven blank aber unendlich froh. Unsere Kraefte waren aufgebraucht aber irgendwie schaffen wir die 300 km bis zur Faehre.
Die naechsten beiden Tage verbrachten wir ruhig und entspannt und erholten uns von diesem Alptraum. Dann traffen wir Frederic und Rebeca, die Schweden wieder. Gemeinsam mieteten wir uns Kajaks und wagten uns aufs offene Meer hinaus und zu kleinen vorgelagerten Inseln. Abwechselnd benutzen wir Frederics Schnorchel und bestaunen die Unterwasserwelt mit seinen Seeigeln, Seegurken und Fische mit kunterbunten Farben. Zwischenzeitlich hatten wir Deutsche aus all unseren Grossstaedten kennen gelernt und bildeten jeden Abend ein bunt gemischtes Grueppchen. Lutz aus Berlin, Ellen aus Hamburg, Georg aus Koeln, Alex und Miriam aus Muenchen und wir Zwei aus "Stuttgart". Der Spassfaktor war super, sowohl tagsueber am Strand wie auch abends bei den stattfindenden Partys. Alex und Miriam entpuppten sich als Formel 1 Fans und Alex gab solange keine Ruhe bis er herausfand wann und vor allen Dingen wo wir das Auftaktrennen anschauen konnten. Fuer uns Grund genug unsere Abreise um einen weiteren Tag zu verschieben. Aber zuerst galt es die Vollmond-Party zu besuchen und ein Gemix aus Mekong-Whisky, RedBull und Coke wurde in Eimerchen serviert. Die Mehrheit unserer Begleiter beamte es weg und unsere Gruppe wurde mit jedem Eimer kleiner. Wir Zwei hatten kaum Alkohol in dieser Nacht und uebernahmen nach ein paar Stunden Schlaf den Weckdienst. Puenktlich, wenn auch ein wenig verkatert, kamen wir zum Rennstart in eine Oesterreicher Kneipe. Und bei Gulaschsuppe konnten wir Schumi und Co bewundern. Danke nochmals an die Grossstaedtler Deutschlands fuer die kurzweiligen Stunden auf Ko Chang.
Unser Thailand Visa lief aus und so fuhren wir non-stop zur kambodschanischen Grenze.

Land und Leute:
Es faellt mir schwer etwas darueber zu schreiben. Wir lernten nur ganz wenige Thais kennen. Die Mehrheit macht aber einen sehr bescheidenen Eindruck. Sie wissen sehr wohl wie sie ihr Geld mit Touristen verdienen koennen, leben aber nach wie vor sehr bescheiden. Viele Haeuser sind Holz- oder Bambushuetten und stehen auf Pfaehle. Darunter haengen die Haengematten. In diesen verbringen die Thais die groesste Hitze des Tages und nichts kann sie aus der Ruhe bringen. RELAX ist das Zauberwort und so legen die Thais eine Unbekuemmertheit an den Tag, wo wir Westler aufpassen muessen, dass wir nicht vor Ungeduld explodieren. Auffallend ist aber auch, wie ruhig die Kinder sind. Wir hoeren kein Quaengeln, Schreien oder Zanken. Denen muss schon eine Kokosnuss auf den Kopf fallen, um sie zum bruellen oder heulen zu bringen. Allerdings haben wir auch in manchen Gaestehaeusern sehr unfreundliche Angestellte erlebt. Da waren wir als Kunde nicht Koenig sondern nur der Geldautomat.
Herrlich ist das Angebot an Meeresfruechte und Fische. Baracudas, Red Snapper, Tiger Garnelen, Tintenfisch und noch vieles mehr steht auf dem Speiseplan und alles unter Euro 4,00. Da faellt es uns einfach das Huehnchen mit seiner Vogelgrippe aus unserer Menuewahl zu streichen. Aber ehrlich gesagt haben wir auch Huhn gegessen. Volkers Leibgericht ist allerdings: Fried Rice with Seefood - und das 5x die Woche.

Bisher gefahrene Kilometer: 30.500 km
davon gesamt in Thailand: 2.500 km

 

 
   
 
Bangkok
 
 
Grand Palace
 
 
  Hua Hin Videoabend  
     
 
 
Ko Chang
 
 
Ko Chang Formel 1
     
   
 
ruhender Buddha