Vladivostok Auf Wiedersehen Russland 21.08. – 31.08.2003

Die letzten 2 Wochen in Vladivostok vergingen wie im Fluge. Volker hat alles moegliche und unmoegliche an den Motorraedern repariert, ausgetauscht und gecheckt. Zu guter letzt hat er ihnen noch eine Generalreinigung gegoennt. Unsere 2 gebrauchte Vorderreifen schenkten wir Sascha und sind froh ab jetzt nur noch einen Reifen mit uns rumschleppen zu muessen. Sascha ist ein russischer Motorradfahrer aus Irkutsk, wohnte mit uns in der Box der Iron Tigers und er wartete auf Ersatzteile fuer seine selbstgebastelte Yamaha. Ebenfalls auf Ersatzteile warteten Susi und Achim, 2 Deutsche auf dem Weg zurueck in die Heimat. In den 2 Wochen Wohngemeinschaft arrangierten wir uns nicht nur hervorragend mit dem Kochen, Abwaschen , Putzen sondern hatten auch viele gemuetliche Stunden zusammen. Achim und Volker teilten sich die Arbeit an den 4 Motorraedern und Susi, Journalistin von Beruf, korrigierte meinen Bericht fuer den KEDO-Katalog. Es wurde Zeit sich um die Weiterreise zu kuemmern. Im Faehrbuero bekammen wir die Information, dass die Faehre mit 90%er russischer Sicherheit am Samstag ablegen wuerde. Dies bedeutet zu 90% die Faehre geht und ebenfalls zu 90% die Faehre geht nicht. Wir bildeten eine Interessengemeinschaft mit Brett und David. 2 Australier mit ihren Triumph Tigers, ebenfalls auf dem Weg nach Japan. Ausserdem kamen noch Shohei und Kei dazu, japanische Biker die nach Hause wollten. 6 Personen, 3 Nationen sowie Sinus, ein Russe der uns als Dolmetscher aushalf, machten der Lady im Ticketbuero klar, dass die Faehre am Samstag abzulegen hatte. Und siehe da - wir konnten alle Tickets fuer den Samstag kaufen. Die Papiere fuer unsere Motorraeder, der Zoll sowie die Ausreiseformalitaeten nahmen ueber einen Tag in Anspruch und jede Menge US Dollars in bar. Die Faehre ist ein Passagierschiff und hat somit keine Auffahrrampe. Bevor aber unsere 6 Motorraeder mittels eines Kranes auf das Oberdeck gehievt werden konnten, musste zuvor die Fracht aus Japan abgeladen werden. Ueberal auf dem Schiff, Oberdeck, Mitteldeck und auf den Gaengen befanden sich japanische Gebrauchtwagen. In irgendwelchen kleinen Nischen waren Vesparollers vertaut. Das Wasser war aus dem Pool an Deck abgelassen und selbst hierin waren Roller verstaut. Jeder Zentimeter des Schiffes war ausgenutzt. Auf dem Weg nach Japan waren dagegen nur 2 Yamahas, 2 Harley Davidson, 2 Triumph Tigers, 25 Passagiere und 57 Crewmitlglieder an Bord. Endlich legte das Schiff ab. Vladivostok und Russland wurden immer kleiner und meine Uebelkeit immer groesser. Bevor ich die Zeit fand mich von Russland zu verabschieden, hatte mich auch schon die Seekrankheit in ihren Klauen. Das Abendessen opferte ich den Fischen und auch den naechsten Tag verbrachte ich im Bett unserer Kajuete. Beim Fruehstueck am 1. Morgen fehlte die Haelfte der Passagiere und auch unsere japanischen Freunde hatten so ihre Probleme. Volker dagegen hatte mit dem Seegang keine Probleme. Und erst nachdem ich vom Steward ein paar Pillen bekam, ging es auch mir wieder besser.
Auf Wiedersehen Russland!
Irgendwann werden wir noch einmal nach Russland reisen und unsere neu gewonnenen Freunde besuchen. Dies haben wir uns fest vorgenommen.


Land und Leute:
In den 3 Monaten unseres Aufenthaltes haben wir uns wirklich an dieses Land und seine Eigenheiten gewoehnt. Der Verkehr in den Staedten ist chaotisch. Selbst in Italien geht es da vergleichsweise harmlos zu. Aus 2 Spuren werden 5 gemacht, kommt man links nicht vorbei dann eben rechts. An einer Ampel wird nicht gewartet bis diese auf Gruen umschaltet. Jeder faehrt bis zur Mitte der Kreuzung und biegt dann ab, wenn er der Meinung ist es koennte nun Gruen sein. Riesengrosse Schlagloecher tauchen ploetzlich vor einem auf und erfordern schnellste Reaktion. Meine Vordergabel hatte das eine oder andere Mal einiges aushalten muessen. Wir waren selbst darueber erstaunt wie schnell wir uns dieser Fahrweise angepasst hatten. Friss oder stirb heisst hier die Devise. Wildes campen ist in den Weiten Russlands eigentlich ueberall moeglich. Ein Handicap stellen allerdings die Moskitos dar. Sobald man das Motorrad abstellt fallen diese in Scharen ueber einen her. So kann es durchaus sein, dass man bei 25 Grad im Schatten lieber im Zelt schmachtet, aber dafuer ohne Moskitos, als den Sonnenuntergang zu geniessen. Leider hatten wir sehr viele regnerische und kalte Tage. Dann verwandelt sich Russland in ein sehr unwirtliches Land. Ganze Landstriche versinken in den Wassermassen und man kommt nur langsam vorwaerts. Wir fuehlten uns aber zu jeder Zeit sicher und das Reisen von West nach Ost stellte kein erhoehtes Risiko dar. An Rastplaetzen und in jeder Stadt befinden sich bewachte Parkplaetze. Diese kosten eine kleine Gebuehr, aber wir konnten problemlos ein Teil unserer Ausruestung sogar ueber Nacht an den Motorraedern lassen. Man wird es auch leid jedesmall das ganze Gepaeck in den 3. Stock, und entlang eines 25m langen Ganges bis zum letzten Zimmer, zu tragen. An jeder Einfall- und Ausfallstrasse einer Stadt, an jeder Kreis- oder Bundesgebietsgrenze kontrollieren Polizeiposten den durchfliessenden Verkehr. Und fast immer wurden wir angehalten. Die Polizisten waren eher neugierig und wollten wissen woher und wohin und vergassen dabei voellig unsere Papiere zu kontrollieren. Auch an die sehr aussergewoehnlichen Tankstellen haben wir uns gewoehnt. Zuerst schaetzten wir unsere benoetigte Spritmenge ab. Ich ging dann zum Kassenhaus. Diese sind mit einem verspiegelten Glas ausgestattet und davor Gitterstaebe, welche an einen Hochsicherheitstrakt erinnern. Auf Bauchhoehe befindet sich eine Gegensprechanlage sowie eine kleine Schublade fuer die Bezahlung. Ich konnte nie erkennen ob auf der anderen Seite nun jemand sass oder nicht. In meinem super russisch sagte ich dann welches Benzin und die gewuenschte Menge. Manchmal bekamen wir dann nur einen Liter, irgendwie wurde ich missverstanden. Nach der Bezahlung konnte Volker dann den Tankstutzen in den Tank einfuehren und musste warten bis die Pumpe eingeschaltet wurde. Leider war aber dieses System nicht immer gleich. Entweder schaltete die Pumpe erst aus wenn die gekaufte Menge Sprit ausgelaufen ist. Dann hatte Volker ein Problem nach der Haelfte von einem Motorradtank zum naechsten zu wechseln. Oder die Pumpe war beim Herausnehmen des Tankstutzen von der Zapfsaeule bereits eingeschaltet und Volker musste einen Bezin spuckenden Schlauch schnellstens in einen Tank einfuehren. Dazu schrie dann die Stimme der unerkannten Person irgendwelche Anweisungen ueber die Sprechanlage.
An die russischen Toilletten dagegen konnten wir uns nie gewoehnen. Wobei der Begriff Toilette hier absolut unangebracht ist. Man assoziiert hier weit mehr damit als das man in Russland vorfindet. Auf Sauberkeit, Hygiene und einem "stillen” Oertchen wird kein Wert gelegt. Auch das uns Deutsche so eingeimpfte Umweltbewusstsein ist bei den Russen nicht vorhanden. Der Muell wird einfach ueberall zurueckgelassen.
Dafuer ist aber die von uns schon so oft erwaehnte Gastfreundschaft, Herzlichkeit und Offenheit der Sibirier grenzenlos. Wir koennen nur hoffen, dass diese Menschen sich diese Eigenschaften mit dem zunehmenden Tourismus bewahren koennen.


Gefahrene Kilometer in Russland: 13.300 km
bisher gefahrene Kilometer: 19.900 km

 

 
   
 
Achim, Iwan, Susi
 
 
Fußgängerzone
 
 
  U-Boot  
     
 
U-Boot
 
 
Am Strand von Vladivostok
 
     
  Vor der Verladung  
 
 
Die Verladung