Altai Gebirge 06.07. - 17.07.03

Das Altaigebirge erstreckt sich vom Nordwesten Kasachstans ueber Russland bis nach China und weit in die Mongolei hinein. Hoechste Erhebung ist der Belucha mit 4.507 m zwischen Russland und Kasachstan. Das Altaigebirge wird auch als "Mittelpunkt der Ozeane” bezeichnet. Einerseits weil es Zentral in Mittelasien weitab von allen grossen Wassermassen liegt, andererseits weil im Altai viele Fluesse entspringen, die dann ueber den Ob durch ganz Sibirien nach Norden abfliessen.
Uns wurde der kleine Ort Aja am Fluss Katun empfohlen. Wir fuhren ueber eine spektakulaere Haengebruecke aus Stahlseilen und Holzplanken ueber den Fluss und fanden einen durch und durch touristischen Ort vor. Links und rechts der Strasse sind kleine Buden und vom Souvenir ueber Schaschlik oder Zuckerwatte ist alles erhaeltlich. Die Bars, Restaurants und Schnellimbisse reihen sich dahinter auf und dazwischen immer wieder Menschenfaenger fuer Rafting-Touren. Wir mieteten uns eine Blockhaushuette in einer Ferienanlage direkt am Fluss. So eine Huette ist mit Betten, Tisch und Stuehlen eingerichtet und wir hatten eine Terasse mit Blick zum Fluss. Die Kueche sowie die Duschen sind in jeweils einer extra Huette untergebracht und die Waschbecken befinden sich unterm freien Himmel. Das super Wetter mit taeglich 30 Grad C hielt an und zum ersten Mal packten wir unsere Badehosen aus. Da die Russen auf auslaendische Touristen sehr neugierig sind, sprachen uns gleich am 1. Abend Roman und Klara an. Es wurde eine feucht froehliche Nacht mit mehreren Flaschen Wodka. Dieser gehoert immer dazu und wird pur getrunken. Uns Frauen war es erlaubt nach einem Glas Wodka am Cola oder Wasser zu nippen. Natuerlich hatten wir am naechsten Tag mit den Folgen zu kaempfen und ausgerechnet fuer diesen Tag hatten wir uns zu einer Rafting-Tour angemeldet. Zu 12. sassen wir in einem Schlauboot und unser erstes Hindernis waren die russischen Kommandos. 10 Russen nahmen uns in ihre Mitte und brachten uns das vor, zurueck, schnell, langsam sowie das russische "Hau-Ruck” bei. Der Fluss Katun ist sehr gut geeignet fuer Rafting und so wimmelte es nur so von Schlauchbooten. Wir hatten sehr viel Spass und natuerlich war auch wieder eine Flasche Wodka mit an Bord. Wobei ich an diesem Tag eine Variante des Wodka trinkes kennen lernte, die mir persoenlich zusagte: ein Schluck Wodka – ein Rippchen Schokolade – ein Schluck Wodka – ein Rippchen Schokolade……….
Nach diesen touristischen Attraktionen machten wir uns auf, das Gebirge mit den Mopeds zu erkunden. Wir suchten uns eine Strecke mit 3 Paessen aus. Der 1. Pass befindet sich noch auf dem Hauptverkehrsweg Richtung Mongolei und wir freuten uns wie kleine Kinder endlich mal wieder Kurven fahren zu duerfen. Aber wie konnte es anders sein wenn wir in die Berge gehen……das Wetter schlug um und ploetzlich hatten wir heftigen Regen und es kuehlte sehr stark ab. Trotzdem machte das Fahren Spass und wir bogen in eine Nebenstrasse ab. Asphalt und Schotter wechselten sich ab bis wir auf eine Hochebene kamen und von da an eine Schotterpiste unter den Raedern hatten. Baeume gab es kaum noch welche und erst als wir den 3. pass hinter uns liessen tauchte wieder Wald auf. In der Tiefebene beherrscht die Birke das Landschaftsbild und hier in den Bergen sehen wir nun auch mal wieder Nadelbaeume. Die Berglandschaft ist wunderschoen und bietet saemtliche Gruentoene die zart ineinander uebergehen. Wir fahren durch kleine Siedlungen aus Holzhaeusern und jedes Haus hat eine Holzjurte dabeistehen, welche als Kueche dient. Die Bewohner des Altai-Gebirges stammen von den Mongolen ab und dies ist sofort erkennbar. Zwei Maedchen kamen an unserem Zelt vorbei und eine hatte an den Stellen der Augen nur 2 Schlitze. Es ist eine schoene, andere Welt. Wir hatten in der Nacht lang anhaltenden Regen und unsere Schotterpiste endete an einer Kreuzung und machte einer Schlammrutschbahn platz. Der Weg bestand nur noch aus Morast und wieder kamen wir nur schleichend vorwaerts. Das Profil von den Reifen war nicht mehr erkennbar und so rutschten wir wieder hin und her. Ich hatte ein Schlammloch falsch eingeschaetzt und mein Hinterrad machte was es wollte. Dann ging wieder mal alles ganz schnell und schwupp - lag ich auch schon auf der Seite und badete im Schlamm. Im Ural-Gebirge hatten wir irgendwann aufgehoert unsere Umkipper und Stuerze zu zaehlen und so lag ich mit 2 Stuerzen an diesem Tag im Altai doch noch recht gut im Schnitt. Da diese Schlammbahn uns sehr subspekt vorkam und auf unseren russischen Autoatlas nicht immer Verlass ist, fragten wir nach dem Weg, Ein junger Mann gab uns den guten Rat umzukehren und eine andere Route einzuschlagen. Wir hatten beide Probleme mit unseren schweren Mopeds bei diesen Streckenverhaeltnissen und nahmen somit den Rat an. Und siehe da - das Wetter klarte auf und wir hatten eine traumhafte und fuer jeden Off-Roed-Liebhaber unbeschreibliche gute Schotterpiste von fast 100 km. Die Strasse passte sich der Landschaft an und schlaengelte sich den Bergen entlang. Wir prausten mit einer riesen Staubwolke durch unbeschreibliche Taeler mit reissenden Baechen. Die Landschaft wirkt so unberuehrt und doch kommt uns immer wieder ein Fahrzeug entgegen. Des oefteren muessen wir eine Kuhherde die Strasse passieren lassen, bevor wir wieder mit 70 kmh die Steine unter den Profilen fetzen lassen konnten. Abgesehen von den Kuhherden begleitenden uns immer Erdhoernchen auf unserem Weg. Sie flitzten ueber, neben und unter der Strasse und brachten uns immer wieder zum schmunzeln.
Zurueck am Katun suchten wir uns eine einsame Stelle zum Campen und Volker machte fuer die naechsten 3 Tage Holz fuers Lagerfeuer. Die Einsamkeit wurde aber bereits in der ersten Nacht unterbrochen. Es war Wochenende und die Staedter fuhren raus aufs Land und machten sich entlang des Katuns breit. Wir bekamen Nachbarn und mit ihnen Schaschlik, Wassermelone und natuerlich Wodka. Nach 2 Tagen hatten wir aber unseren idyllischen Ort fuer uns und genossen die Zeit mit Speck grillen und Stockbrot roesten. Sowohl die Motorraeder, wie auch die Waesche und uns selbst wuschen wir im Fluss und bekamen dazu Sonnenschein gratis.
Wie vereinbart fuhren wir dann wieder Richtung Tomsk und dem Bikerfestival entgegen, obwohl wir noch gerne ein paar Tage die Berge genossen haetten. Zurueck in der Stadt konnten wir nun endlich beim Zoll unsere Papiere fuer die Motorraeder verlaengern lassen und haben eine grosse Sorge weniger. Vielen, vielen Dank an Mikhail von VisitSiberia.

Bisher gefahrene Kilometer 14.000 km

 
   
 
Altai-Gebirge
 
 
 
     
   
 
 
 
 
 
   
 
Halle in Tomsk. Dort wird das Bikerfestival stattfinden