04.09. - 07.10.2004 Australien, Queensland
Australian Wildlife, Nationalpark-Hopping und Feueralarm

Die flaechengroesste Stadt der Welt ist nicht Mexico City oder Tokyo. Sondern eine kleine, beschauliche Kleinstadt, in Queensland, Australien, welche im Besitz der Bergbaugesellschaft ist. Der Barkly-Highway fuehrte uns mitten hinein, nach Mount Isa. Ihr Verwaltungsbezirk umfasst eine Flaeche von ca. 41.000 qkm und macht somit diese Provinzstadt (25.000 Einw.) zur groessten der Welt. Je weiter wir nach Osten kommen desto staerker aendert sich die Landschaft. Leichte Steigungen, sanftgewellte Huegel und auch der Verkehr nimmt nun zu. Die Zivilisation holt uns mit jedem Kilometer ein und nun liegen zwischen den kleinen Orten keine Hunderte von Kilometern mehr sondern nur noch 20 km. Die Atherton-Tafelberge ueberraschen uns mit feuchten Nebelschwaden und saftig gruenen Rinderweiden, die mich an das Allgaeu im Herbst erinnern. Yipie, eine kleine Strasse, die sich durch die Tafelberge rauf und runter schlaengelt. Also gibt es doch Kurven in Australien; wie haben wir sie vermisst. Bisher hatten wir nur sture Geradeausstrecken und konnten die seitlichen Reifenprofile nur an einer Kreuzung nutzen. Dementsprechend abgefahren sehen auch unsere Reifen aus. In der Mitte platt und am Rand stehen noch die Gumminoppen ab. 100 km noerdlich von Cairns, inmitten des Regenwaldes, kommen wir fuer die naechsten Tage bei Neville unter. Er nahm uns mit auf eine Bootstour und zeigte uns aus naechster Naehe die riesigen Salzwasserkrokodile. Ausserdem versprachen wir ihm, ueber seinen unverwechselbaren, super schmeckenden Black Sabote Shake zu berichten. Eine Frucht, die nach richtiger Schokolade schmeckt und aus der Neville uns einen leckeren Fruchtshake zubereitete. In einer Nacht bekam ich unbeschreibliche Zahnschmerzen und am folgenden Tag kam noch Fieber hinzu. Da es am zweiten Tag auch nicht besser wurde, entschieden wir uns einen Arzt aufzusuchen. Nasen-Nebenhoehlen-Entzuendung lautete die Diagnose. Lieber das als ein entzuendeter Zahn. Ausserdem war ich mehr wie gluecklich, dass ich die naechsten 3 Tage und Naechte in einem richtigen Bett verbringen konnte und nicht in unserem Zelt festsass. Volker nutzte die Zeit um an den Bikes zu arbeiten. An seiner musste er die Steuerkette wechseln. Leider unterlief ihm ein kleines Missgeschick. Irgendwie entstand ein Kurzschluss, eine Stichflamme schoss in die Hoehe und Volker loeschte schnellstmoeglich. Aber zu spaet - der Hydraulikschlauch zwischen Stossdaempfer und Ausgleichsbehaelter hatte Feuer gefangen. Wie Blut aus einer Vene pulsierte das Oel aus einem kleinen Loch im hohen Bogen heraus. Jetzt hatten wir die Scheisse. Und Volker einen riesen Knacks in seiner Mechaniker-Ehre. Fuer eine Reparatur muessten wir den kompletten Stossdaempfer einsenden und minimum 2 Wochen warten. Das wollten wir natuerlich nicht. Ich telefonierte die Gelben Seiten rauf und runter und suchte nach einem gebrauchten Stossdaempfer. Ein Neuer kam nicht in Frage - viel zu teuer. Endlich fand ich einen Gebrauchtteilehaendler, der mir zusagte einen passenden Daempfer zu haben. Wir fuhren insgesamt 400 km umsonst – der Depp von Haendler hatte eine XT600 im Hof stehen und der Daempfer ist 10 cm zu lang. Aber was konnten wir jetzt tun? Volker ging aufs Ganze. Er entfernte den undichten Schlauch und machte am Stossdaempfer eine Blindschraube drauf. Die Techniker unter Euch wissen nun, dass er ab jetzt ausschliesslich auf der Feder fuhr. Aber erstaunlicher Weise machten wir so weitere 3.200 km ohne Probleme. Erst in Brisbane kann der Oehlins repariert werden. Neville hatte das Gefuehl, dass sein Haus uns Unglueck bringt. Ich krank im Bett, Volker fluchend mit dem Stossdaempfer und zu guter Letzt brachte ich es auch noch fertig und brach Nevilles Hausschluessel in zwei Teile. Aber an dieser Stelle ein riesen Dankeschoen an Neville. Wir genossen trotz aller Widrigkeiten sein kleines Paradies im Regenwald. Und dann traffen wir, zum 5. mal auf unserer Reise, Boogie (Freiburger) wieder. Er hat sich vom Feilscherkoenig in Asien zum Schnaeppchenjaeger in Australien gewandelt. Und wir lauschten mit groesstem Interesse wo man am guenstigsten Lebensmittel, Benzin oder Badartikel ergattern kann. Wir verbrachten zwei Tage miteinander bevor jeder wieder in entgegengesetzter Richtung weiterfuhr. Im Norden der Ostkueste beherrschen Zuckerrohrfelder das Landschaftsbild. Es ist gerade Erntezeit und ueberall stehen Gitterboxen zur Befuellung bereit. Mit einer Schmalspureisenbahn werden diese dann zu den Zuckerrohrfabriken transportiert. Wir fahren ein Stueck der Kueste entlang. Aber Baden wollen wir hier nicht. Ueberall warnen Hinweisschilder vor den hochgiftigen Box Jellyfischen (Quallen). Und tatsaechlich finden wir bei Ebbe gestrandete Exemplare. Die halten sich auch nicht an den Zeitplan, denn von Mai – Oktober sollte keine Gefahr bestehen. Erst weiter suedlich, am Cape Hillsborough ist schwimmen ungefaehrlich. Bei Sonnenaufgang machen wir einen Spaziergang und wurden von einer kleinen Schlange ueberrascht. Im gebuehrenden Abstand beobachteten wir uns gegenseitig und diese sogeannte Tree Sknake sehen wir in den naechsten Wochen noch oefters. Bei unserm Nationalpark Hopping kamen wir auch zum Eungelle Nationalpark. An nur einem einzigen Tag konnten wir folgende Tiere in der freien Wildbahn beobachteten: Wasserschildkroeten, Schnabeltiere, Schlange, Leguan, Wallabys und Possums. Ein absolut tierreicher Tag – unglaublich faszinierend. Trotz Stossdaempferprobleme nahmen wir eine 150 km lange Schotterpiste unter die Raeder. Die Strecke fuehrte ueber Huegel immer leicht auf und ab. Aber nichts als Steppe, gelbes trockenes Gras. Dazwischen immer wieder Rinderherden und Farmen. Einmal sah ich einen Schuh auf dem Schotter liegen und dachte noch: ha, wie in Asien. Stunden spaeter stellte sich heraus, das dies einer von Volkers Sandalen war, der sich vom Koffer losvibriert hatte. Jetzt hatte er endlich einen Grund Neue zu kaufen. Der naechste Nationalpark lag im Landesinnern, Blacktable Tableland N.P. Auf diesen Campingplaetzen muss man sich immer selbst registrieren und die Gebuehr von Euro 2,20 p.P und Nacht in eine Geldbox werfen. Ausgestattet sind diese Plaetze mit einem Bio-Plumpsklo, Wasserhahn, Feuerstellen und Picknicktischen. Duschen gibt es keine. Die Stellplaetze sind grosszuegig im Wald verteilt und wir haben kaum Sichtkontakt mit unseren Nachbarn. Wir verbrauchen all unsere Lebensmittelvorraete und aus der Not heraus, backe ich auf unserem Campingkocher ein Brot. Funktioniert hervorragend und schmeckt toll. Auch wenn das Brot eher an eine riesen Dampfnudel erinnert. Ueberhaupt haben wir uns zu Camping-Koch-Experten entwickelt. Jeden Abend zaubern wir die besten Varianten der Kochkunst auf unserem Kocher. Und noch nie haben wir so ein vielseitiges Fruehstueck genossen. Da ist Nutella, Marmelade, Honig, Kaese, Wurst und Muesli. Nur das Toastbrot ist uns geblieben. Warum kann kein Baecker dieser Welt so gutes und vielseitiges Brot backen wie die Deutschen? Zurueck an der Kueste finden wir ebenfalls sehr guenstige Bush-Camps oder sogar freie Campingplaetze. Die Straende sind bis zu 40 km lang, mit goldfarbigem Sand und nur an ausgewiesenen Stellen tummeln sich die Australier. Die Einheimischen gehen vorwiegend nur dort im Pacific schwimmen, wo Baywatcher anhand zweier Flaggen einen Abschnitt markiert haben. Die werden schon ihre Gruende dafuer haben. Endlich erreichen wir Brisbane. Ken und Carol haben uns eingeladen und wir bekommen ein Zimmer in ihrem Haeuschen. Es ist wirklich Zeit fuer eine Pause vom Reisen. Das Wochenende verbringen wir gemeinsam auf einem Motorrad-Traveller-Meeting. Bereits im Vorfeld haben sie uns genoetigt eine Presentation unserer Reise zu machen. Die Russland-Bilder erwecken Neugierde bei einigen Bikern und wir muessen Rede und Antwort stehen. Das Treffen war eine Informationsveranstaltung fuer Motorradreisende und wir hatten das Gefuehl ausschliesslich von BMW's umringt zu sein. Wir lernen die Deutschen Ulricke und Kai kennen, natuerlich auf BMW's unterwegs. So auch Cordula und Jochen. Aber wir sind stolz auf unsere Yamahas und wuerden sie fuer kein Geld der Welt mehr eintauschen. Zurueck in Brisbane geniessen wir die Annehmlichkeiten eines Hauses. Vom Schlafzimmer zur Toilette nur 2 m, zum duschen muessen wir nicht ueber den ganzen Platz laufen sondern nur ueber den Flur. Unser Milchpulver bleibt im Koffer und wir kommen in den Genuss frischer, kalter Milch aus dem Kuehlschrank. Auch das Bier und der Wein ist nun eisgekuehlt. Dabei hatten wir uns schon an 30 Grad warmen Weisswein gewoehnt. Cirka 2 Wochen werden wir die Gastfreundschaft der Beiden ausnutzen. Volker hat bereits begonnen die Motorraeder auseinander zu schrauben. Es gibt soviel zu tun. Der Vergaser soll nun endlich getauscht werden. Und da wir hier die Zeit, den Platz und vor allem mit Ken jemanden haben, der weiss wo wir was bekommen, hat sich Volker entschlossen beide Motoren zu oeffnen. Sein Motor liegt bereits auf der Werkbank und die Kolbenringe werden getauscht, die Ventile gereinigt und neu eingepasst. Nicht zu vergessen: der Oehlins-Stossdaempfer wird repariert. Mein Original Stossdaempfer lassen wir bei dieser Gelegenheit auch gleich ueberholen. Uns wird es hier nicht langweilig. Vielleicht haben wir naechste Woche auch einmal die Zeit, die Stadt Brisbane zu besichtigen.

Land und Leute:
Wir lieben das Campen und so auch die Australier. An jeder Ecke finden wir private oder oeffentliche Campingplaetze. Jeder Nationalpark hat mindestens einen. Selbst in staatlichen Waeldern wird Camping angeboten. Da fahren wir 10 km Schotterpiste durch den Wald und enden an einem wunderschoenen Stueckchen Wiese mit Campingausstattung. Bei uns duerfte man niemals durch den Wald fahren, geschweige den mitten im Wald auf einer Wiese campen. An einigen Plaetzen wird Feuerholz zur Verfuegung gestellt, an anderen ist offenes Feuer wegen Brandgefahr verboten. Nicht ueberall ist Trinkwasser vorhanden und wir schleppen staendig 8 Ltr auf unseren Mopeds mit. Aber auf den selbst noch so entlegensten Plaetzen sind wir nie alleine. Wir gehen dem Sommer zu und komischerweise wird es Abends immer frueher dunkler. Aber die Erklaerung ist relativ einfach. Wir fuhren immer weiter Richtung Sueden, von der Sonne weg, die im Norden ihren Bogen schlaegt. Ausserdem sind wir an der Ostseite und die Tage werden nicht abends laenger sonder die Sonne geht morgens frueher auf. Wir haben uns dem Lebensrythmus der Australier angepasst: spaetestens um 21.00 Uhr im Bett und bereits um 6.30 Uhr wieder auf den Beinen. Wenn es beim campen abends um 18.30 Uhr dunkel ist, ist es auch kein Problem gegen 9.00 in die Schlafsaecke zu kriechen. Aber selbst in den Staedten (Haeusern) sind die Bewohner Frueh-Zu-Bett-Geher. Bei dem Motorradtreffen am Wochenende gingen alle schlagartig gegen 23.00 Uhr ins Bett, was fuer den Australier bereits mitten in der Nacht bedeutet. Als wir am naechsten Morgen um 7.00 beim Fruehstueckt erscheinten, waren wir mit die Letzten.
Queensland nennt sich selbst der "Sonnenscheinstaat". Und mit ca. 300 Sonnentagen im Jahr wohl mit Recht. Kein Wunder haben die Menschern hier eine so laessige Gemuetsverfassung. Beim Hausbau wurde dem heissen Wetter auch Rechnung getragen. Beim typische Queensland-Stil sind die Haeuser auf Stelzen gebaut. Dies laesst eine Luftzirkulation zu und die Bewohner haben einen schattigen Platz in der Hitze des Tages. Oft sind die Haeuser mit ueppigen Pflanzen berankt oder verkleidet und geben ihnen somit ein tropisches Aussehen.
Fuer uns bedeutet Queensland: "no worries"

bisher gefahrene Kilometer in Queensland: 4.300 km
bisher gesamt gefahrene Kiloemter: 51.700 km

 

 
   
 
Nevilles Place
 
 
 
Boogie
 
   
     
Cape Hillsborough
 
 
 
Wallaby