08. - 28.10.2004 Australien, Queensland und New South Wales
verfluchte Technik, beten fuer Regen und Grossstadtluft


Ganze 3 Wochen verbrachten wir bei Ken und Carol in Brisbane. Wir mussten alleine 5 Tage auf unsere Teile warten. Versprochen waren sie uns innerhalb von 24 h…… Volker verfluchte jeden Motorradhaendler und ganz besonders den Yamaha Haendler in Brisbane. Er arbeitete jeden Tag an den Motorraedern. Zuerst kam seine dran. Motor raus, Kolbenringe ersetzen, Ventilschaftdichtungen erneuern, Ventile neu einpassen, neue Dichtungen usw. Anschliessend dasselbe mit meinem Motorrad. Wir hatten uns einen gebrauchten Vergaser nach Brisbane senden lassen und nun kam mein Motorrad in den Genuss eines guten Vergasers. Leider hatten wir aber zwischenzeitlich das Vergaserproblem an beiden Motorraedern. Da wir keinen gebrauchten Vergaser in Brisbane auftreiben konnten, versuchte Volker nun das Problem selbst zu loesen. Er hat sich zwischenzeitlich zum vollen Vergaserexperten entwickelt und kann in Rekordzeit den Vergaser ein- und ausbauen. Beim arbeiten mit der Bohrmaschine musste dann aber auch sein Finger dran glauben. Klammerpflaster ueber die Wunde und weiter gings. Nichts konnte ihn aufhalten. Er bekam das Problem zwar weitgehend in den Griff, aber optimal ist der Vergaser immer noch nicht. Ich verbrachte die Zeit in der Kueche. Backte deutsches Brot, kochte Fleischkuechle mit Kartoffelsalat oder Kartoffelschnitz und Spaetzle. 3 Wochen lang ueberraschte ich jeden Abend Ken, Carol, Volker sowie mich selbst mit einem Abendessen. Absolut gegen meine Natur fragte ich mich schon am Vormittag, was ich fuer den Abend kochen koennte. Ich mutierte zur Hausfrau – schrecklich. Zur Abwechselung nahmen uns unsere Gasteltern mit zum BMW-Club-Treffen im ‘Deutschen Haus’ in Brisbane. Ueber der Theke prankte in grossen Buchstaben " Deutscher Turnverein” und tatsaechlich hatten wir das Gefuehl, in einer alten deutschen Turnhalle irgendwo auf dem Lande zu sein. Volker konnte sich einen kleinen Freudeschrei nicht unterdruecken. "Guck, die haben Maisels Hefeweizen”. Wirklich eine willkommene Abwechslung zum australischen Bier. Und an einem Sonntagmorgen machten die Beiden ein BBQ Fruehstueck fuer uns. Wir fuhren dazu in die Stadt und im Park bei den Kliffs wurden Wuerste, Spiegeleier und Speck angebraten.
Waehrend unseres Aufenthaltes war es unertraeglich heiss. Taeglich gab es Buschfeuer und einige kamen der Stadt verdammt nahe. Ganze Berghaenge standen in Flammen, Haeuser brannten und ein Fernsehsender musste evakuiert werden. Jeder betete um Regen, der seit 4 Monaten ausblieb. Und dann, am Tag unserer geplanten Abreise, regnete es unaufhoerlich. Ein Sturm fegte ueber Brisbane hinweg und brachte die lang ersehnte Naesse mit sich. Das war nun aber wirklich nicht die Art von Wetter, die wir zum Reisen bevorzugen. Also verlaengerten wir unseren Aufenthalt um nochmals einen Tag. Nach dem 2. Abschied von Ken und Carol und ging es dann endlich weiter. Vielen Dank an die Beiden, wir hatten eine tolle Zeit.
Wir genossen es sichtlich, wieder auf unseren Bikes zu sitzen. Volker hatte auch die Schnauze voll vom Schrauben, verbrachte zuviel Zeit damit.
Die Sunshine Coast, Gold Coast und Staedte mit den vielversprechenden Namen wie Surfer Paradies liessen wir wortwoertlich links liegen. Uns zog es in die Berge. Die Great Dividing Ranch lag vor uns und versprach ein paar tolle Motorradstrecken. Wir fuhren ganze 120 km und dann wurde Volker vor mir ganz hektisch. Er gab mir mit Handzeichen zu verstehen, dass ich sofort anhalten sollte und meinen Motor ausschalten muss. Was war denn jetzt schon wieder los? Von meinem Motorrad stiegen schwarze Rauchschwaden auf. Die ganze rechte Seite des Bikes sowie mein Stiefel und Hose waren voller Oel. Hatte ich gar nicht bemerkt (Frau halt). Es hatte den Anschein, dass die neue Zylinderfussdichtung undicht ist. Ja so eine Sch….., in dem Zustand konnte ich keinen Meter weiter fahren. 10 km weiter fanden wir eine Yamaha Werkstatt. Die Jungs holten mein Motorrad mit dem Pick Up und stellten uns in ihrer Werkstatt eine Ecke zum Schrauben zur Verfuegung. Volker musste zum zweiten Mal in einer Woche meinen Motor oeffnen und die Dichtungen austauschen. Er war nicht gerade begeistert. Es stellte sich aber heraus, dass es gar nicht die Fussdichtung war, sondern eine Oelleitung gebrochen ist. Zwei Tage verbrachten wir in der Werkstatt von Yamaha, Beaudesert. Die Jungs waren super cool drauf, halfen uns wo sie nur konnten und ueberraschten uns am Ende mit der Rechnung. Wir bezahlten ausschliesslich die Dichtungen - kein Abschleppen, keine Werkstattbenutzung, kein Schweissen der Oelleitung. Sie waren stolz uns helfen zu koennen. Wir bedankten uns mit einer Ladung Bier. Endlich ging es weiter und wir erreichten die Berge und auch die Grenze nach New South Wales. Und fast augenblicklich erscheinen riesige Schafherden auf der Bildflaeche. Bereits um ihr Fell gebracht, grasen sie ‘nackt’ auf den saftig gruenen Wiesen. Wir fahren im ZickZack Kurs ueber die Great Dividing Ranch. Suchen uns Nebenstrassen und finden super kurvige Motorradstrecken durch Regen- , Nadel- und Eukalypthuswaelder. Die Strassen bringen uns durch Taeler, ueber Bergketten, vorbei an Wasserfaellen und Felsformationen. Endlich konnten wir auch die seitlichen Noppen an unseren Reifen abfahren. Motorradherz was willst Du mehr? Antwort: Sonne!! Denn so traumhaft die ganze Strecke war, wir fuhren im Dauerregen. Und nicht nur das, die Temperaturen sind extrem gefallen. Auf 1.000 m Hoehe war es gerade mal 12 Grad warm. Abends am Lagerfeuer trockneten wir unsere Klamotten und waermten unsere durchfrorene Knochen wieder auf. Und die Australier freuten sich ueber den lang anhaltenden Regen. "Endlich, unsere Trinkwasserreserven wurden bereits knapp.” meinte eine Dame im Touristenbuero und fuegte noch hinzu:” Tut mir leid fuer Euch, ist sehr ungewoehnlich fuer diese Jahreszeit. Aber den Regen haben wir sehr noetig.” Toll. Wir fuhren frueher als geplant nach Sydney. Fuers campen war es einfach zu nass und kalt. Hatten das Glueck eine traumhafte Bergstrecke noch im trockenen zu fahren. In der Stadt selbst tobte der Regen. Bianca und Mark warteten bereits mit einer heissen Tasse Kaffee auf uns. Wir kannten weder Bianca noch Mark. Vor 3 Monaten haben wir Biancas Eltern kennen gelernt und die haben kurzerhand ihre Tochter verpflichtet, uns in Sydney aufzunehmen. Nun sind wir fast eine Woche hier in Sydney und verstehen uns grossartig mit den Beiden. Gleich am dritten Tag fuhren wir mit einem Bike in die Stadt und verloren uns im Gewirr der Einbahnstrassen. In der Tiefgarage am Kings Cross besuchten wir Bernd und Nadine, unsere Freunde aus Nagold. Seit nunmehr 5 Tagen versuchen die Zwei ihr Auto auf dem Backpacker-Automarkt zu verkaufen. Ohne Erfolg. Aber wir hatten einen lustigen, feuchten Nachmittag in der dunklen Parknische im 2. Untergeschoss. Da wir aber etwas mehr von Sydney sehen wollten, als nur die Tiefgarage am Kings Cross, nahmen wir 2 Tage spaeter den Zug in die City. Die komplizierte verschachtelte Strassenfuehrung von Sydney wollten wir uns nicht noch einmal mit dem Motorrad geben. Juhu, wir sind in SYDNEY. Und das ist echt eine super geile Stadt. Sie ist die aelteste und groesste australische Metropole. Hier betraten Hundertausende von Einwanderer australischen Boden. Nur im Zentrum stehen Wolkenkratzer. Aber selbst die Stadtmitte, wie die vielen weiteren Vororte, sind mit Gruenflaechen, Seen und Parks durchsetzt. Wir unternehmen eine Hafenrundfahrt und entdecken die Stadt von ihrer schoensten Seite. Harbour Bridge, The Rocks, Circular Quay, Darling Harbour und natuerlich das Opera House. Es ist einfach beeindruckend und uns fehlen die Worte um die Eindruecke wiedergeben zu koennen. Sydney, diese Stadt muss man einfach erlebt haben. Unser Reisefuehrer behauptet, das Opera House erinnert an: ‘uebereinandergestellte riesige Muschelschalen oder aufgeblaehte Segel’. Aber uns draengt sich noch eine andere Interpretation auf. Schaut Euch das Bild (siehe unten) nochmals genau an. Sieht sie nicht wie die weltgroesste ‘Narrenkappe’ aus (hihi)?. Bianca und Mark kommen nach der Arbeit ebenfalls in die Stadt und nun erleben wir Sydney bei Nacht. Total anders, aber nicht weniger beeindruckend. Nun, wir koennen es nicht abstreiten. Wir geniessen unsere Zeit hier.

Land und Leute:
Es gibt ein riesiges Land/Stadt Gefaelle. Und das betraegt mindestens 80 kg. Erst in der Stadt sehen wir die schlanken, huebschen, gut proportionierten weiblichen Australierinnen. Waere es nicht so auffaellig, wuerden wir schon gar nicht darueber schreiben. Auch ist das englisch der New South Walser um einiges besser verstaendlich. Oder wir haben uns schon so an den schrecklichen Slang gewoehnt. In den National Parks und staatlichen Waeldern ist das Campen kostenlos. Das nehmen wir natuerlich gerne in Anspruch. In einem State Forest haben wir Australier mit ihren Cross-Maschinen als Nachbarn. Es ist absolut kein Problem im Wald auf den Schotterstrassen sowie den Pfaden mit der Crossmaschine zu heizen. Hier kommt gar niemand auf die Idee, dass dies die Umwelt zerstoeren oder die Tiere vertreiben koennte. Ein Paradies fuer alle Crosser. Aber die Australier haben einen grossen Nachholbedarf an Umweltschutz. Zwischenzeitlich gibt es sehr viele Nationalparks und Natuschutzgebiete. Aber in den gut zweihundert Jahren weisser Besiedlung wurden ueber 70% der urspruenglichen Pflanzen- und Tierwelt veraendert. Durch ackerbauliche Nutzung ist in der gesamten laendlichen Siedlungszone die urspruengliche Vegation beseitigt. Fuer bauliche Nutzung oder den Bergbau werden riesige Flaechen einfach plattgewalzt. Dagegen ist die Muelltrennung bereits schon so kompliziert wie bei uns zuhause.

Bisher gefahrene Kilometer in Australien: 10.250 km
bisher gesamt gefahrene Kilometer: 54.100 km

 

 
     
 
 
Narrenkappe
 
 
australische Narren
     
   
 
BBQ mit Ken und Carol
 
 
 
Bianca und Mark
 
   
     
 
Kerstin beim Opera House
 
 
Sydney Harbour Bridge