01. – 30.11.2004 Australien, New South Wales und Victoria
Hunderennen und Geburtstage


Unsere Gastgeber in Sydney, Bianca und Mark, weihten uns in die Geheimnisse der Wetten auf Hunderennen ein. Im Pub nebenan ist ein Wettbuero integriert (wie in fast allen Kneipen) und die Laengsseite ist mit Bildschirmen bespickt. Auf den kleineren Fernsehen koennen wir uns ueber die kommenden Rennen informieren und auf der Grossleinwand wird dann live uebertragen. Hunde- und Pferderennen wechseln sich ab. Aber wir haben uns auf die Windhunde spezialisiert. "Die Nummer Acht, die Lacht” Und tatsaechlich gewinnen wir kleinere Summen indem wir immer wieder auf die Nr. 8 setzen. Die Dollars werden umgehend in goldene Fluessigkeit investiert. Das ist der Sinn und Zweck dieser Wetten.
Der Abschied von den Beiden fiel uns nicht allzu schwer, kommen wir doch wieder. Wir haben naemlich unsere Plaene geaendert und werden in 2 Monaten unsere Australienreise hier in Sydney beenden und nicht, wie urspruenglich geplant in Perth, Westaustralien. Bei 24 Grad und Sonnenschein fuhren wir in die Blue Montains zum wandern. Die riesigen Taeler sind dunkelgruen vom Eukalypthus und in der Ferne erheben sich Tafelberge mit steilen, nackten Felsklippen. Die aufsteigenden, aeterischen Oele der Eukalypthuswaelder haengen wie eine Dunstglocke ueber den Taelern und lassen den Horizont blau schimmern. Dieser Effekt gibt den Bergen ihren Namen: Blue Montains. Nach 10 Tagen Grossstadt-Rummel, kurzen Naechten und endlosen Shoppingtouren war es an der Zeit, endllich wieder die freie Natur zu geniessen. Und als wir dann am kommenden Morgen in unserem Zelt erwachten, waren wir der Natur naeher und staerker ausgesetzt als uns lieb war. Es goss wie aus Kuebeln und unter unseren Isomatten hatte sich bereits ein Wasserpolster gebildet. Nun gestalteten wir die Campingplatzkueche kuenstlerisch neu. Am Deckenventilator hing das Innenzelt, ueber dem Grill lagen unsere Schlafsaecke, im Ausguss standen unsere Schuhe und auf der Herdplatte lagen unsere Helme. Wir hatten uns das Wandern etwas anders vorgestellt, als nur zwischen unserem Stellplatz und der Kueche hin und her zu laufen. Frustriert reisten wir ab und suchten die Jenolan Hoehlen auf. Hier herrschte Betrieb wie auf der Schwarzwald-hochstrasse und die Preise koennen auch durchaus mithalten. Wir ziehen uns in ein kleines, wildromatisches Taelchen zurueck und schlagen dort unser Zelt auf. Beim Holzsammeln entdeckt Volker eine schwarze Schlange, die sich vor ihrem Erdloch in der Sonne aalt. Hey, das ist eine "Red Bellie Black Snack”, unsere erste giftige Schlange in freier Natur. Bevor sie in ihren Bau ver-schwindet, possiert sie noch fuer unsere Bilder. Nachdem wir schon nicht in den Blue Montains wandern konnten, wollten wir es nun mit dem Kosciuszko National Park versuchen. Wir nahmen uns 3 Tage Zeit fuer die Anfahrt und hatten fast ausschliesslich Regen. Die Temperaturen fielen drastisch und es wurde schweinekalt. Volker hat tatsaechlich wieder unsere Griffheizungen anschliessen mussen. Im Kosciuszko N. P. lag auf den Gipfeln der Berge noch immer Schnee. Trotzdem blieben wir fuer eine Nacht im Bush-Camp, wollten wir doch wandern gehen. Aber der liebe Regen machte einen Strich durch unsere Rechnung und wir verbrachten den ganzen Vormittag im Zelt. Bei soviel Naesse und Kaelte hatten wir nun wirklich keinen Bock mehr auf "freie Natur” und fuhren auf dem schnellsten Weg nach Wagga Wagga. Aber ich liess es mir nicht nehmen unterwegs im stroemmenden Regen anzuhalten und die 100.000 km mit meinem Motorrad zu feiern. Uns erwarteten bereits Harry und Vicky. Die Zwei haben wir vor Monaten in Alice Springs kennen gelernt und wir nahmen ihre Einladung gerne an. Gemeinsam ging es in den Club, ein riesiges Gebaeude mit einem Saal, Pokermaschinen sowie einer Bar mit Wettbuero. Die Gaeste sind groestenteils Australier ueber 50 und sie geniessen den Abend entweder beim Tanz mit Live-Band, oder an den Pokermaschinen, oder wie wir, in der Bar. Natuerlich dauerte es nicht lange und wir versuchten uns beim Hunderennen. Und wieder brachte uns die Nummer Acht Glueck. Nach einem Rollmops-Fruehstuck verbrachte ich den Nachmittag gemeinsam mit Vicky in der Kueche. Sie zeigte mir, wie man einen Lemon-Meringe-Pie macht, backte noch einen Kaesekuchen und ich Schneckennudeln und Schinkenhoernchen. Die Beiden hatten fuer uns ein BBQ organisiert und wir lernen ihre Freunde kennen. Thema Nummer eins: Trinkwasserversorgung in Australien. Obwohl es in diesem Jahr viel regnet und ueberall im Lande Ueberflutungen sind, ist das Trinkwasser knapp. Im Landesinnern hat es bereits mehrere Jahre nicht mehr geregnet und der Sydney Damm liegt in der regenarmen Zone. Aber in den Strassen gibt es keine Kanaele, welche das Regenwasser auffangen koennten und es existiert auch kein Abwassersystem wie bei uns. Alles Schmutzwasser wird in den Erdboden abgeleitet, oder bei den kuestennahen Regionen in den Ozean. Die Wasserknappheit hat zur Folge, dass es Vielerorts Wasservorschriften gibt: kein Autowaschen, kein Garten bewaessern, usw. Fuer uns ist es jedoch immer wieder Interessant mit verschiedenen Menschen zu reden, ihre Meinungen zu hoeren und mit ihnen zu lachen.
Alana’s 30ster Geburtstag stand vor der Tuer und Vicky und Harry nahmen uns zu der Party ihrer Tochter mit. Es war eine Toga-Geburtstagsfeier und die Tage zuvor brachte ich damit zu, uns allen eine Toga zu naehen. Alle Gaeste waren in Stoffe oder Leintuecher gehuellt und Volker und Harry stellten sich selbst als "Nero” und "Zero” vor. Wir kamen uns vor wie auf einem Kappen-abend mit dem Motto "Das alte Rom”. Auch hatten wir mindestens genauso viel Spass dabei. Abgesehen davon, dass es Mitte November war, wir im Garten bei sommerlichen Temperaturen feierten und Wuerstchen auf dem Grill brutzelten. Zwei Tage spaeter war es nun aber an der Zeit, uns von unseren neuen Freunden zu verabschieden und einen alten Freund wiederzutreffen. In der Naehe von Melbourne waren wir mit Boogie, dem Feilscherkoenig und Schnaeppchenjaeger aus Freiburg, verabredet.
Bereits zum 6. mal waehrend unserer Reise trafen wir uns und gemeinsam nahmen wir die Great Ocean Road unter die Raeder. Die 300 km lange Strecke soll eine der schoensten Kuestenstrassen dieser Welt sein. Und tatsaechlich, die kurvenreiche Strecke bietet uns hoechsten Motorradgenuss und wunderbare Aussichten. Wir steuern die 12 Apostel und natuerlich auch die London Bridge an, geniessen die heisse Sonne am Strand von Lorch Ard Gorge und abends die Lagerfeuer gemeinsam mit Boogie. Unerwarteter Weise wurden wir noch mit einem weiteren Highlight unserer Reise beschert. Direkt in den Baeumen ueber unserem Lager tummelten sich Dutzende von Koalas. Ich war so fasziniert und wurde dabei noch etwas hektisch, dass ich doch glatt mein Motorrad umwarf. Diese australischen Beutelbaeren sind aber auch umwerfend und fuehren ein gemuetliches Leben. Den groessten Teil des Tages verbringen sie schlafend in einer Astgabel und die Kleinen krallen sich am Ruecken der Mama fest. Wenn sie dann mal wach waren, knabberten diese knuddeligen Tiere ein paar Eukalypthusblaetter und schauten uns mit ihren Knopfaugen interessiert zu. Wir nahmen schweren Herzens Abschied, sowohl von den Koalas als auch von unserem Freund Boogie. Ihn werden wir erst wieder in Deutschland wiedersehen.
Wir fahren landeinwaerts zum Grampians National Park und es ist drueckend heiss. Die Strecke war langweilig und ermuedent und am Nachmittag sind wir Beide fast eingeschlafen. Bevor wir unser Zelt aufschlagen kochen wir uns erstmal einen Kaffee um in die Gaenge zu kommen. Den Benzinkocher an-geworfen, Wasser drauf und abwarten. Ganz hektisch kommen unsere Nachbarn angerannt. Ob die wohl auch einen Kaffee wollen? Vielleicht schon, aber sie weisen uns darauf hin, dass heute ein "total fire ban” (absolutes Feuerverbot) ist. Saemtliches offenes Feuer, sowie auch Rauchen ist heute verboten: Buschbrandgefahr. Dass kommt davon, wenn die Sonne nun wieder zu stark scheint. Aber wenigstens koennen wir hier ein wenig wandern gehen und muessen dabei unsere heissgelaufenen Fuesse am lautstark tobenden Wasserfall abkuehlen.
Ich hatte mir vorgenommen, meinen Geburtstag an einem gebuehrenden Ort zu feiern und entschied mich fuer Hahndorf (irgendwie passend). Auf der Fahrt dorthin passierten wir die Grenze nach Sued-Australien und wir bekamen dank Zeitverschiebung eine halbe Stunde geschenkt. Jetzt hatte ich 24,5 Stunden Geburtstag, juhu. Hahndorf ist die aelteste deutsche Siedlung Australiens, mit deutschen Backsteinhaeusern, deutschen Flaggen, deutschem Essen und Bier. Allerdings spricht kein Mensch deutsch dort, ausser die deutschen Touristen. Volker genoss aber seit langem mal wieder ein deutsches Hefeweizenbier und ich versuchte mein Glueck erneut beim Hunderennen. Auch hatten wir uns zur Feier des Tages ein Motel-Zimmer genommen. Das Fruehstueck war uns aber wiederum zu teuer und so packten wir sparsamerweise unseren Benzinkocher aus und kochten unseren Kaffee selbst. Aber irgendwie mochte der Feuermelder an der Zimmerdecke unseren Benzinkocher nicht und weckte das ganze Motel auf. Also das Kaffeekochen bringt hier in Australien echte Probleme mit sich.

bisher gefahrene Kilometer in Australien: 13.334 km
bisher gesamt gefahrene Kilometer: 57.200 km

 

 
   
 
Toga_Party
 
 
 
 
  Blue Mountains  
     
 
Grampians National Park
 
 
 
     
  Kerstins Geburtstag  
 
 
 
 
Kosc N.P.