01.12.2004 – 10.01.2005 Australien,Sued-Australien, New South Wales Outbackfeeling,
rote Kirschen und trockenes Sylvester

In Adelaide, der Hauptstadt Sued-Australiens legen wir nur einen kurzen Stop ein und kaufen uns einen neuen Vorderreifen. Wir wollten zurueck ins Outback. Das Abenteuer ruft. Unberruehrte Tracks, Sand- und Steinwueste, Sorge um das Trinkwasser und die Benzinversorgung, wildes campen unter dem Sternenhimmel, abgeschnitten von jeglicher Zivilisation und Bekannt-schaften mit dem australischen Tierleben. Zumindest stellten wir uns das so vor. Die Wirklichkeit ist nicht ganz so abenteuerlich. Zuerst fuhren wir drei verdammt lange Tage in der Einoede. Der Stuart-Highway, die Sued-Nordverbindung im Zentrum Australiens geht schnurgeradeaus, ist gesaeumt von roter Sandwueste mit Krueppelgebuesch und bietet Null Abwechslung. Wir koennen nur wieder anfangen die toten Kaenguruhs am Strassenrand zu zaehlen. Ab und an sehen wir aber auch ein paar imposante Salzseen, die mit ihrem strahlenden Weiss in der trostlosen Gegend richtig auffallen. Um die ganze Outback-Szenerie abzurunden, hatten wir staendig starken Gegen- oder Seitenwind. Wir spulten unsere Kilometer bis zur naechsten Pause ab, tranken ein paar Schluck Wasser, assen einen Muesliriegel und weiter gings im Trott des Asphalts. Irgendwann am zweiten Tag gehen uns dann auch die Gedanken aus und ich fange an saemtlilche Lieder vorwaerts und rueckwaerts zu singen. Wir versuchen uns auf jede erdenkliche Weise abzulenken. Schade, dass ich auf solchen Strecken kein Diktiergeraet bei mir habe. Ich habe in Gedanken mindestens schon ein Buch verfasst. (z.B. "Rund um die Welt – Rund um die Toiletten dieser Welt”) Und Volker hat in dieser Zeit gedanklich ein komplettes Tunning an unseren Motorraeder vorge-nommen. Nach 3 endlosen Tagen kommen wir in Cobber Pedy an, dem Opalzentrum dieser Welt. Der Opalabbau wird rein privat betrieben und heute gibt es noch ca. 500 Minenbesitzer aus ueber 30 verschiedene Laendern. Die Gluecksritter kommen hauptsaechlich aus Sued- oder Osteuropa und leben aufgrund der starken Sommerhitze in unterirdischen Hoehlen. Dort herrschen gleichbleibende Temperaturen von 20 Grad C. Wir besichtigen die eindrucks-volle serbisch-orthodoxe Kirchen-Hoehle und schauen am alten Friedhof vorbei. Man erzaehlt uns, dass Copper Pedy kein Ort zum sterben ist, die Alten ziehen weg von hier. Und wer auf dem Friedhof begraben liegt, hatte einen Unfall. Nicht so Karl, der hat sich zu Lebzeiten noch einen Wellblech-sarg herstellen lassen sowie einen absolut aussergewoehnlichen Grabstein. Ein 50 ltr Bierfass kroent heute sein Grab und die Inschrift lautet: Have a Drink on me! Sowas ist nur hier moeglich und im Ort herrscht auch eine Art Goldgraeberstimmung. Auch wir buddeln im Dreck und finden im alten Minenfeld ein paar kleine, unbedeutende Opale. Schade, wir haben echt auf den grossen Fund gehofft. Die Landschaft rund um Copper Pedy gleicht einem Maulwurffamilien-Grossbesitz. Ueberall sind die kuenstlichen Erdhuegel vom Opalabbau und ueberall dazwischen bis zu 30 m tiefe Schaechte. Ganz in der Naehe ist eine Steinwueste. Drehort von Mad Max und noch ettlichen anderen Filmen. Es ist staubig, trocken und menschenfeindlich. Ohne die riesigen Opalvorkommen wuerde hier sicherlich kein Mensch leben. Von hier aus wollten wir nun ins wirkliche Outback und den Oodnaddata-Track fahren (ist das nicht ein fuerchterlicher Name?). Bis dorthin hatten wir eine 165 km lange, erstaunlich gute Schotterstrecke. Immer wieder hielten wir fuer Fotos an und 80 kmh war die optimale Geschwindigkeit fuer das vorhandene Wellblech. Volker hinterliess riesige Staubwolken und in kurzer Zeit war ich rot wie der Sand. In William Creek gab es dann erstmal ein Bier, bzw. Radler. Der Ort am Oodnaddata-Track besteht aus einer Kneipe mit Motel und Tankstelle, einem Café und einem Flughafen, das wars. Trinkwasser wird eingefuehrt, Nicht weit entfernt ist die weltgroesste Rinderstation, in der Groesse vergleichbar mit Belgien. Wir bekommen starken Seitenwind und mit 60 kmh und extremer Schraeglage holpern wir ueber das Wellblech. Die Landschaft wechselt staendig. Rote Sandduenen, Steinwueste und Berge. Die Strecke fuehrt entlang der alten Ghan-Eisenbahnlinie und immer wieder sehen wir Ueberreste der Linie, alte Bahnstationen und Wassertanks. Der erste Tag war eine wunderschoene Strecke und der Schotter absolute problemlos zu fahren. Am zweiten Tag sah es gar nicht gut aus. Total bewoelkt und dunkel. An einem Toiletten-haeuschen haengt ein Schild mit der Aufschrift: "We only get rain when a cloud get lost”. Heute haben sich tausende von Wolken hierher verirrt. Und kaum waren wir ein paar Kilometer weiter, hatten wir auch schon Matsch auf dem Track. In einem Matschfeld fuhr Volker ganz links, die Oberflaeche sah hier richtig gut aus. Aber sein Hinterad dachte da anders, kam ins schlingern und Volker machte eine elegante 180 Grad Wendung. Dabei sank er langsam aber sicher in den Dreck. Von der Landschaft bekamen wir an diesem Tag kaum etwas mit. Wir mussten uns voll und ganz auf die Strecke konzentrieren. Tiefer Schotter mit Fahrrinnen war genauso vertreten wie Sand und uebelstes Wellblech. Das war mit Abstand der schwierigste Teil auf diesem Track. Mehr wie einmal sah ich mich schon auf der Schnauze liegen, aber irgendwie kam es dann doch nie dazu. Und zwischendurch troepfelte es vom wolkenverhangenen Himmel - in einem der trockensten Gebiete Australiens!!! Auch am dritten Tag muessen wir immer wieder langsam machen und vorsichtig durch den Matsch fahren. Die letzten 5 km bis zur Asphaltstrasse sind die schlimmsten. In sogenannten Floodways steht das Regenwasser und wir schliedern langsam hindurch. Die kompletten Mopeds wie auch wir selbst sind mit rotem Lehm ueberzogen. An Volkers Motorrad rasselt die Kette dazu noch grauenhaft. Am verregneten Nachmittag befreien wir unsere beiden Reisegefaehrten von ihrem Dreck und staerken uns selbst am Abend mit einem dicken, fetten Steak. Ganz in der Naehe ist die Flinders Range und auch hier wollten wir einige Schotterstrecken unter die Raeder nehmen. Es war keine Ueberraschung fuer uns, als die Parkleitung uns mitteilte, dass alle Tracks aufgrund der starken Regenvorkommen in den vergangenen Tagen geschlossen sind. So blieben wir fuer die naechsten 3 Tage am Basiscamp und warteten, ob das Wetter nicht doch noch besser wird und wir die Tracks noch fahren koennen. Natuerlich sassen wir nicht herum und drehten Daeumchen, sondern nutzten die Zeit fuer eine Wanderung. Na, und die wurde dann gleich so richtig extrem. Insgesamt 22 km und steile Kletterpartien brachten uns auf den hoechsten Gipfel der Flinders Range und zurueck. Und dann endlich waren die Tracks wieder geoeffnet und wir wieder auf unseren Motorraedern. Zuerst fuhren wir auf dem Bergkamm entlang, dann ging es hinunter ins Tal, das uns ein paar Wasserdurchfahrten bescherte. Dies war Volker aber nicht genug und so suchte er uns eine Strecke quer durch das Outback heraus. Ein unbekannter Track, ohne Namen, kaum befahrbar. Uns kamen in 2 Tagen gerade mal 3 Fahrzeuge entgegen. 60 km im ausgetrockneten Schlamm mit tiefen Fahrrinnen, anschliessend wurde es dann aber erst so richtig schwierig. Tiefer Schotter, extremes Wellblech, Sandpassagen (wie ich sie hasse!!) und trockener Matsch. Wir konnten genau erkennen, wo vor ein paar Tagen noch das Wasser stand und einige Pfuetzen waren immer noch uebrig. Auch gab es noch eine gnadenlos heisse Sonne gratis dazu. Mir lief das Wasser in Sturzbaechen am Ruecken und anderswo herab. Wir passieren 4 Rinderstationen, Mensch, die leben wirklich am Arsch der Welt. Und dann bogen wir in eine gut ausgebaute Schotterstrecke ein. Hier konnten wir gut mit 80 kmh wieder ueber die Steinchen pfeifen. Mitten im roten Staub schlagen wir unser Zelt auf. Nach einem sehr eindrucksvollen Sonnen-untergang blaest der Wind kalt ueber die Steppe und wir fallen todmuede in unsere Schlafsaecke. Die restlichen 90 km bis zum Highway sind nicht erwaehnenswert. Aber nicht genug der Strapazen, in zwei Tagen fahren wir ueber 1.000 km auf der mal wieder super langweiligen Strecke nach Young. Uns fuehrten 2 Gruende nach Young. Erstens Heidi und Bernd, 2 Deutsche mit ihren KTM’s um die Welt unterwegs (Volker bekam richtig glasige Augen beim Anblick der Adventures) und Zweitens wollten wir hier unsere Reise-kasse etwas aufbessern. Fuer den Heimflug muessen wir nochmals richtig tief in die Tasche greifen. Da schadet es nicht, dass wir ein wenig arbeiten. Auserdem muessen wir uns sowieso wieder an diesen Umstand gewoehnen. Also, Kirschenpfluecken ist angesagt. Natuerlich haben wir (k)ein Arbeitsvisa und es ist alles absolute (il)legal.
Um 5.00 Uhr aufstehen, dass sind wir nun wirklich nicht mehr gewohnt. Solange Heidi und Bernd gut durch organisiert ihr Fruehstueck einahmen, die Zaehne putzten und noch schnell auf die Toilette huschten, ging uns die Zeit aus. Wir brachen in die totale Hektik aus. Der Kaffee sowie das Muesli mussten wir wegleeren, die Zaehne mehr oder weniger auf dem Klo putzen und schon war es auch Zeit fuer die Abfahrt. Heidi und Bernd bogen sich vor lachen, wir fandens nicht so lustig. Am zweiten Morgen waren wir dann auch schon etwas besser organisiert und am dritten Morgen passierte es dann. Solange Volker noch in aller Hektik auf der Toilette war und ich davor bereits zur Eile draengte, fuhren die Kirschenpfluecker ohne uns ab. Das fing ja wirklich gut an. Aber die Arbeit machte Spass und mit Heidi und Bernd haetten wir uns keine bessere Gesellschaft wuenschen koennen. Wir kommen super miteinander klar. Heiligabend stand vor der Tuer und wir Deutsche, 10 an der Zahl, haben beschlossen gemeinsam ein Weihnachts-essen zu organisieren. Ich backte mal wieder, dieses mal deutsches Brot und Volker war fuer den Grill zustaendig. Gemeinsam assen wir dann unter dem Sternenhimmel, direkt neben uns der mit Bierdosen dekorierte Weihnachts-baum. Ihr koennt euch nicht vorstellen, was wir fuer Verstaendigungs-probleme hatten. Tim und Tina aus Hannover verstanden uns regelmaesig nicht. Bei einem Spruch von Volker bog sich Tim vor Lachen und sagte: "Mensch, der Ausspruch ist ja geil Alter: mir schpannt de Ranze”. Und Tina versuchte staendig unseren Dialekt zu immitieren, ohne dabei zu wissen, was sie eigentlich sagte. Auch Bernd hatte dank uns nun ein neues Lieblingswort: "Dummschwaetzer”. Wir verbrachten mehr als eine Woche mit Heidi und Bernd beim Kirschen pfluecken. Aber das war viel zu wenig. Vielen Dank an die Beiden fuer die hervorragende Unterhaltung und Gesellschaft.
Kurz vor Sylvester waren wir wieder zurueck in Sydney und somit bei Bianca und Mark. Die Beiden hatten bereits Plaene fuer die Neujahrsnacht und wir (ich) wollten unbedingt in die Stadt zur Sylvesterparty. Haben uns extra noch 1 Flasche Sekt gekauft und uns entschlossen erst auf den Abend in die Stadt zu gehen. Von der Wohnung bis zur naechsten Zughaltestelle sind es 45 min. zu Fuss, dann 40 min. mit dem Zug in die Stadt. Und was uns dort erwartete war der Hammer. Millionen von Menschen. Wie wenn ein Rammstein-Konzert, Olympiade, Fussballweltmeisterschaft und Cricket-Meisterschaft zusammenfallen. Es gab kaum ein durchkommen. Wir wollten eigentlich in den Botanic Garden, aber alle View-Points waren wegen Ueberfuellung geschlossen. Wir liefen beinahe 1,5 Stunden durch die City, auf der Suche nach einem schoenen Plaetzchen. Dann sprach ich eine Aufseherin an und fragte wo wir hingehen koennten. Nach einem kurzen Gespraech und ein wenig losgeheule (kommen extra aus Deutschland) hat uns diese nette Lady in einen abgesperrten Bereich, ausschliesslich fuer Ticket-Holder, einge-lassen. Aber 2 m spaeter hatten wir ein ernsthaftes Problem. Wir waren auf dem Weg in eine sogenannte "familie-area" und Alkohol, Glas und Regen-schirme (so ein Bloedsinn) waren strikt verboten. Die Kontrollierten alle Ruecksaecke....... unser Sekt hat uns $ 15,00 gekostet, denn geben wir doch nicht so einfach an einer Taschenkontrolle ab. Also schlich ich mich ein, machte mich unsichtbar und huschte durch die Kontrolle. Juppie, Sekt gerettet, aber trinken konnten wir ihn erst nicht, da es von Aufsichtspersonal wimmelte. Tja, und in dieser Familie-Area war nichts los, ich meine keine Party. Wir sassen 1,5 Stunden an den Absperrzaun gelehnt und warteten auf Mitternacht. Und dies ohne einen Tropfen Alkohol. Das Feuerwerk war natuerlich unglaublich geil. Wirklich toll gemacht und sehr beeindruckend. Aber 20 min. danach queschten wir uns wieder mit Millionen anderen in die Zuege. 40 min zurueck fahren, 45 min. laufen. Um 2.30 Uhr waren wir wieder zurueck, stock nuechtern. Wir schmissen uns aufs Sofa und leerten dann 2 Flaschen Sekt. Tolles Erlebnis, absolute unvergesslich.
Die restlichen Tage verbrachten wir mit Packen und eine Kiste fuer die Motor-raeder bauen. Die Zeit rast davon und bereits morgen werden wir in einem Flieger zurueck nach Europa sitzen. Natuerlich nicht direkt nach Deutschland. Nein, selbstverstaendlich wollen wir heimfahren. Somit koennen wir unsere Reise langsam beenden. Aber noch ist sie nicht zu Ende und wir genissen noch jede verbleibende Stunde.

bisher gefahrene Kilometer in Australien: 17.176 km
bisher gesamt gefahrene Kilometer: 61.020 km

 

 
   
 
Oodnatadda Track
 
 
 
 
  Grabstein in Copper Pety  
     
 
Opalsuche
 
 
 
Heiligabend
     
   
 
Kirschen pflücken
 
 
und nochmal Kirschen pflücken
 
 
Bianca und Mark in Sydney
 
 
 
Ab in die Heimat