Immer Richtung Sueden

Beim allzuschweren Abschied am 01.04. fluesterte uns die deutsche Sonne noch mit aller Intensitaet "Auf Wiedersehen” ins Ohr. Wir haben uns fuer die Autobahn Richtung Kempten entschieden. Fuer die Autobahn, weil wir Deutschland schnell hinter uns lassen wollten und Richtung Kempten, da wir der Meinung waren ueber Italien nach Kroatien eine Wetter bessere Strecke zu haben als ueber Oesterreich. Wir taeuschten uns gewaltig! So fuhren wir bester Laune am fruehen Nachmittag los. Beim Tankstop in Fuessen wurden wir zum erstenmal auf unsere aeussert ungewoehnliche Fracht von 5 (!!!!!) Ersatzreifen angesprochen. Wie sich dann im Laufe der Zeit herausstellen sollte, ist dies immer wieder ein Hingucker und der erste Punkt worauf wir garantiert immer angesprochen werden. Zuhause sagte ich immer: "Geh mit einem Hund spazieren und Du wirst garantiert angesprochen”. Hier gilt: Spann Dir 5 Reifen hinten drauf und jeder faengt damit ein Gespraech mit Dir an. Wie auch immer. In Pfunds (Oesterreich) uebernachteten wir zum ersten Mal. Zum langsamen eingewoehnen an unsere Tour waehlten wir dafuer eine Pension. Am naechsten Morgen war es vorbei mit Sonne und Fruehlingsgefuehlen. Es regnete in Stroemen und bei der Abfahrt meinten die Wolken sie muessten es noch etwas interessanter fuer uns gestalten und liessen es schneien. Von da an verfolgte uns das schlechte, kalte Nord-Europa-Wetter. Den Reschenpass und somit die Grenze zu Italien passierten wir im Schneegestoeber. Die Strassenzustaende waren fuer uns chaotisch. Mein Visier sowie meine Brille waren nur noch dauerbeschlagen. Den Schnee mussten wir alle 30 sec. mit einem Wisch des linken Zeigefingers von unseren Visieren entfernen. Somit war die Sicht sehr bescheiden. Ich war aber eigentlich froh darueber, sah ich doch in diesem Zustand nicht, wieviel Matsch und Schnee auf der Strasse lagen. Wahrscheinlich waere ich sonst nur noch unter Angstzustaenden weiter gefahren.
Kurz vor unserer Abfahrt stattete uns MELVIN mit Textil-Motorradjacken aus. Unsere Textilhosen, -Handschuhe und Schuhe waren ebenfalls nagelneu und wir wollten alles gleich einer Feuer- bzw. Wasser- und Kaelteprobe unterziehen. Das heisst, die Regenklamotten blieben wo sie waren - in den Seitentaschen. Das ging auch eine zeitlang hervorragend gut. Aber irgendwann fiel meine linke Griffheizung aus und die Kaelte drueckte bei uns Beiden ueber die Handschuhe ins innere unserer Einmummung. Ab Bozen gab der Himmel alles an Wasser her, was er bestimmt seit Wochen gesammelt hatte. Meine Beine waren durch meine Satteltaschen einigermassen geschuetzt. Volker dagegen bekam das volle Spritzwasser von unten und die Regenguesse von oben ab. Seine Hose war absolut durchnaesst. Auch die Schuhe vergassen, dass sie wasserdicht sein sollten. Unter diesen Umstaenden suchten wir uns kurz vor Verona erneut eine Pension - mit Fussbodenheizung. Alles, aber wirklich alles was wir anhatten wurde auf dem Fussboden um das Bett sowie darunter ausgebreitet. Natuerlich hatte der 3. Tag keine Ueberraschung fuer uns, sondern wieder nur Regen, Regen, Regen. Auf der Strecke um Triest kam dann noch ein super starker Wind hinzu, so dass ich ernsthafte Schwierigkeiten hatte mein Moped auf der linken Spur zu halten. An einer Mautstelle meinte dann meine Dolly (so hab ich mein Moped getauft) sie waere nun genug bei diesem Sauwetter gelaufen und sprang einfach nicht mehr an. Da standen wir nun, diesmal in Regenmontur. Das Wasser lief in Sturzbaechen an uns herab und hinter mir hupten bereits die ersten Italiener. Volker war total begeistert nun mit eiskalten, nassen Haenden mein Moped zu untersuchen. Aber irgendwie benoetigte sie nur eine Pause und Trocknungsphase und lief dann wieder wie am Schnuerchen.
Auch die kroatische Adriakueste meinte es nicht besser mit uns und somit entschieden wir uns wie die Voegel zu Winteranfang einfach immer Richtung Sueden zu fahren. Da muss doch vverdammt noch mal irgendwo die Sonne scheinen. Auf der Halbinsel Istrien gab es dann wieder Schnee, nicht zu glauben. Und als eines Morgens das Wasser im Behaelter eine Eisschicht aufzeigte, hatten wir genug. Uns bleiben jetzt nur noch die Inseln. Ja, die bekannten kroatischen Inseln, da wird es auch Sonne geben. Die Insel Krk ueberquerten wir zuegig, ebenso die Insel Crest. Am letzten Zipfel dieser Inselkette, auf Mali Losinj nisteten wir uns dann ein und konnten ganz hervorragend die Regentauglichkeit unseres Zeltes testen. Im Rueckblick koennen wir sagen, dass unsere Jacken sowie das Zelt jedem Wetter trotzen und fuer Wintercamper und Fahrer von uns absolut empfohlen werden koennen. Als Ofen und Waermespender hat sich unser Benzinkocher bewaehrt. Auf den wollen wir auch nicht mehr verzichten. Nach anfaenglichen Schwierigkeiten, wie _ Meter hohe Flammen, hatten wir das Kochen darauf aber auch voll im Griff.
Die Insel hatte aber mehr zu bieten als nur schlechtes Wetter. Wir machten stundenlange Spaziergaenge und genossen den Café bzw. das Bier in dem malerischen Hafenstaedtchen. Die Landschaft erinnert uns an Bilder aus Irland. Sanfte Huegel mit Bueschen und kilometerlangen Steinmauern, welche Partiellen von 20 – 30 qm abteilen. Dazu kommen die Ziegen und runden somit das Bild ab. Auch ist die Kueste noch frei von Betonbunker, wie man sie aus Spanien kennt. Hier gibt es viele uralte Herrschaftshaeuser, welche teilweise liebevoll restauriert wurden und sich wundervoll in die Kuestenlandschaft einfuegen. Ueberhaupt wird in ganz Kroatien restauriert, repariert und neu gebaut. Man kann eine richtige Aufbaustimmung spueren. Die Touristencenter fallen uns eher durch ihre netten und sauber hergerichteten Haeuser auf, wie durch Hotelhochburgen. Die Farben der Haeuser sind bunt pastell gewaehlt und so gibt das gelbe, neben dem gruenen und blauen Haus ein harmonisches farbiges Bild ab.
Volker packte hier nun auch seine Angel vom Motoerrad und machte sich zuerst auf die Suche nach Regenwuermer. Sollte bei dem Regen ja kein Problem sein, denkste. Ich wollte ihm weismachen, dass die Wuermer aus Oesterreich impotiert werden. Musste mich aber doch ueberzeugen lassen, nach solchen ergebnislos zu buddeln. Mit 3 super mageren und kaum sichtbaren Wuermer hing nun seine Angel im Mitelmeer. Nun ja, abends ass Volker total enttaeuscht mit mir zusammen die Sardinen aus der Dose.
Und dann kam auch SIE. Mit einer uebergewaltigen Staerke und sehr intensiv: die SONNE. Wir konnten es zuerst gar nicht glauben und blieben verstaendlicher Weise nach 1 _ Wochen Regen sehr skeptisch. Aber sie war da und lockte bereits die ersten Menschen ins Meer. Fuer uns Grund genug nach einer Woche auf dieser bezaubernden Insel weiter zu ziehen. Natuerlich Richtung Sueden. Wir fuhren am Velebit Gebirge entlang, welches einer Steinwueste gleich kommt. Und wieder spuerten wir die Kraefte des Innlandwindes Bora. Das fiese dabei ist die staendige Richtungsaenderung des Windes. Mal erwischt er uns voll von vorne und wir muessen voll am Gashahn drehen um vorwaerts zu kommen. Da schlaegt er auch schon von der Seite zu und draengt uns nahe an die steil abfallende Felsenkueste. Mit aller Kraft druecken wir dann unsere Motorraeder nach rechts und prompt kommt der Wind auch von rechts und drueckt uns, zur Freude des Gegenverkehrs, auf die andere Fahrbahn. Der Wind trug uns bis kurz vor Zadar, in Dalmatien, wo die Dalmatiener-Hunde her kommen. Genau gegenueber, auf italienischer Seite, liegt Ancona. Von hier aus werden wir wieder Richtung Norden fahren mussen.Ungarn liegt nun mal nordoestlich von unserem jetzigen Standpunkt.


Land und Leute:
Die Kroaten sind uns als ueberaus freundliche, nette und sympathische Menschen aufgefallen. Sicher, sie verdienen an uns Touristen, allen voran an uns Deutschen. Aber ihre Hoeflichkeit wirkt nicht aufgesetzt sondern ehrlich und herzlich. Dazu kommt, das hier fast jeder deutsch spricht und dies auch anwendet. Sie lassen uns nicht einmal die Chance ein paar Brocken kroatisch zu lernen. Ob beim Baecker ein: "Was darf es sein” oder im Supermarkt ein "Haetten Sie gerne eine Tuete?”, jeder bemueht sich sichtlich. Was uns ebenfalls aufgefallen ist sind die vielen neuen und super gepflegten Autos. Ist hier wohl ebenso ein Statussymbol wie bei uns. Kiechern muessen wir aber immer wieder, wenn ein Kroate in seinem zu jedem Anlass passenden Trainingsanzug aufaucht.
Kraotien im Fruehling ist zu empfehlen, wenn das Wetter mitspielt. Die Touristenanzahl ist noch sehr ueberschaubar und die Campingplaetze haben Vorsaison.
Die kroatische Kueche soll auch hervorragend sein. Die Betonung liegt auf sein. Wir haben es noch nicht selbst gekostet. Koennen dafuer aber die Supermaerkte empfehlen. Klein, ueberschaubar und alles Noetige vorhanden.
Fuer Motorradfahrer sind die Strassen sehr kurvenreich und auch sehr kleine und engen Strassen sind gut befahrbar. Die fuer den Sueden bekannte Schmiere auf dem Belag konnten wir nur bei Naesse feststellen. Also, auf das Moped und ab nach Kroatien.


Technik:
Bisher gefahrene Kilometer: 1.480
Bei Kerstins XTZ ist der linke Heizgriff sowie der Temperaturfuehler ausgefallen.