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Lettland: 21.05.
26.05.2003 Grand Prix de Eurovision Worldtour
Unser Zelt haben wir in Ventspils aufgeschlagen. Eine sehr saubere,nette
Industriestadt direkt an der Ostsee. Aufgrund seines ganzjaehrig eisfreien
Hafens war Ventspils die wichtigste Hafenstadt in der ehemaligen Sowjetunion.
Die aus den sibirischen Feldern kommende Pipeline endet hier am Hafen
und das Oel sowie Oelprodukte werden noch heute direkt verladen. Auf dem
Weg dorthin wechselten die Strassenzustaende staendig und so hatten wir
von sehr gutem Belag bis Schweizer Kaese alles dabei. Darum wunderte es
uns auch nicht weiters, dass sowohl bei Volker wie auch bei mir eine Querstrebe
des Gebaecktraegers gebrochen war. Fuer uns war die Stadt Ventspils ein
idealer Ort um unsere Querstreben schweissen zu lassen. Wieder suchten
wir eine LKWWerkstatt im Hinterhof auf. Und ein weiteres Mal verstaendigten
wir uns mit Englisch, Lettisch, Deutsch, Haenden und Fuessen. Die Verstaendigung
funktionierte auf diese Art und Weise hervorragend und der Schweissermeister
wusste sofort, was wir von ihm wollten. Darueber hinaus bekam meine Dolly
einen neuen Hinterreifen und wir waren froh nun endlich einen Reifen weniger
im Gepaeck zu haben. Unsere nagelneue Fusspumpe kam nun zum Einsatz und
versagte klaeglich. Durch Volkers unermuedliches Pumpen und wohl auch
durch zu viel Kraft in seinen Beinen zerriess die Membran. O.K., wir haetten
die Pumpe wohl doch nicht in Tschechien kaufen sollen. Aber nun konnte
Volker wenigstens einmal eine seiner Luftpatronen zur Anwendung bringen
und wenigstens funktionierte diese hervorragend. Wir sind also im Notfall
in der Tundra oder Taiga nicht verloren. Trotzdem kauften wir noch einen
12V Luftkompressor, man weiss ja nie.
Ventspils hat auch wunderschoene weisse Duenen und der saubere Sandstrand
zieht sich ueber Kilometer. Waehrend ich von den Duenen total beeindruckt
war, quaelte Volker nur ein Gedanke: " Warum habe ich bloss keine
KTM dabei. Mit der koennte ich super ueber diesen festen Sand und die
Duenen heizen".
Unser naechstes Ziel war Riga, Hauptstadt Lettlands und diesjaehriger
Austragungsort des Grand Prix de Eurovision. Diese Etappe fuehrte uns
durch endlose Waelder, vorbei an alte Bauernhoefe und ehemaligen Kolchosen
und durch verschlafene Doerfer mit 10 Haeusern. Auf dem Land sind die
Haeuser groestenteils aus Holz und grau. Das ganze macht aber einen freundlichen,
friedvollen und einladenten Eindruck. In den Staedten existiert auch hier
diese extremen Gegensaetze. Villen mit Ueberwachungskameras, einem Gaertner
und dem SLK in der Einfahrt und einfachen, kleinen, Haeusern. Teils liebevoll
gepflegt, teils absolut verkommen und verrottet. Dazu kommen noch die
riesigen, haesslichen, trostlosen Plattenbauten aus der Sowjetzeit. Trotz
allem wirkt alles sehr freundlich. Wir campten ca. 20 km vor Riga (in
Jurmala) und wir wollten ernsthaft am naechsten Abend beim Grand Prix
mit unserem Lied "Ueber 20 Grenzen muesst ihr gehen" auftreten.
Eine Eintrittskarte fuer diese Veranstaltung kostete ca. € 300,00!!
und so zogen wir es vor diesen Abend im Internet zu verbringen. Ich konnte
Volker nicht dazu bringen Riga zu besichtigen. Und so nutzten wir die
Stadt nur als Einkaufsmoeglichkeit fuer Motorradoel. Ein Oelwechsel war
faellig und ich schreib lieber nicht, wie wir das Altoel entsorgt haben.
Der Ort Jurmala ist wegen seines milden Klimas und seines feinsandigen
Strandes als Kurort beliebt. Und so genossen wir die sonntaegliche Strandstimmung
bei fast 30 Grad C und promenierten zusammen mit den Letten (oder heisst
das Lettlaender?) am Strand und in der Fussgaengerzone.
Bei der Weiterfahrt machten wir dann doch noch unliebsame Bekanntschaft
mir Riga. An einer Autobahn-Baustelle stadtauswaerts war die Umleitung
mit kleinen schwarzen Pfeilen auf gelben Grund angezeigt. Und es kann
wirklich sehr schnell passieren, dass man so ein winzig kleines Pfeilchen
uebersieht. Wir bemerkten erst nach 35 km, dass wir auf der falschen Autobahn
waren. Dank den Wendemoeglichkeiten auf derselben mussten wir aber nicht
bis zur naechsten Ausfahrt warten. Trotzdem, 70 km verschenkt und nochmals
nach Riga. Die Beschilderung ist wirklich total besch....eiden und so
gut wie nicht vorhanden. Jetzt hatten wir wenigstens eine Stadtrundfahrt.
Land und Leute:
Hier im Baltikum sind wir eine Stunde voraus und haben bereits die Weissen
Naechte. Dies bedeutet, dass man Abends um 22.30 Uhr noch bequem im Freien
Zeitung lesen kann und bereits um 4.00 Uhr die Sonne wieder aufgeht. Dazwischen
wird es nie richtig dunkel, sondern man hat die Nacht ueber Daemmerlicht.
Dies hat Vor- und Nachteile. Wir benoetigen keine Kerze oder Taschenlampe
mehr. Aber ich kann auch nicht mehr Nachts hinters Zelt sitzen.
Die Autobahnen um Riga sind sehr gut ausgebaut und zum Teil 6-spurig.
(aber wie gesagt, aeusserst schlechte Beschilderung) Getrennt sind die
jeweils 3 Spuren durch eine doppelte Leitplanke in der Mitte. Und genau
ueber diese Planke gibt es kleine Holztreppen zum darueber steigen. Fussgaenger
ueberqueren also seelenruhig die 3 Fahrstreifen, klettern ueber die Holztreppe
auf die andere Seite der Mittelplanke und spazieren ueber die restlichen
3 Spuren. Absolut kein Problem, denn die Fahrzeuge sind nie schneller
als 120 km|h! Ausserdem gibt es Bushaltestellen am Seitenstreifen und
die Fahrgaeste ueberqueren auch hier die Fahrbahn. Bei uns wuerde eine
Radiomeldung folgende Warnung durchgeben: ACHTUNG, Fussgaenger auf der
Autobahn A xx. Hier ist dies ganz normal.
Bisher gefahrene Kilometer: 5.880 km
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