Tschechien, Teil 1: Kultur- und Schock ab 29.04.2003

Tschechien begrüßte uns mit 28 Grad C und zum ersten Mal wurden wir an einer Grenze registriert. In Südmähren, dem heißesten Gebiet in Tschechien, schlugen wir dann unser Zelt auf. Der an einem See liegender Campinglatz war wie ausgestorben. Sobald die Dämmerung einsetzte überfielen uns in schwarzen Schwärmen Tausende von Stechmücken. Das diese Überfälle aber noch harmlos sein sollten im Vergleich zum folgenden Tag, konnten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen.
Der nächste Morgen begann mit einer SMS von Nukler (Webmasterin): "Habe ein wichtiges Mail weitergeleitet!" Punkt, sonst nichts. Wie wichtig? Was war passiert? Bevor unsere Phantasie mit uns durchging, hakte ich nach. Unser Visaantrag für Russland war abgelehnt worden. Sch.... . Nach einem Telefonat mit dem von uns beauftragten Visabuero erfuhren wir, dass über irgendwelche Umwege und Beziehungen ($!?) unser Antrag nun doch genehmigt sei und mit einer Verzögerung von 2 Wochen unsere Visas in Tschechien vorliegen würden. Dieser Schreck saß erst einmal und zur Ablenkung machten wir uns auf zu einem Tagesausflug. Schlossbesichtigung und Stadtrundgang in Mikulov (Nikolausburg) standen auf dem Programm. Gut gelaunt und hocherfreut über den sonnigen Süden kehrten wir zum Camp zurück. Das Zelt stand offen. Wir stutzten. Hatten wir tatsächlich vergessen das Zelt zu schließen? Ein kurzer Blick ins Innere.
Da wir typisch deutsch sind und die Ordnung lieben, hat im Zeltinnern jeder Koffer und jede Tasche seinen angestammten Platz. Somit fiel uns sofort auf, dass Volkers Tankrucksack fehlte und somit seine komplette Kameraausrüstung (wir hatten an diesem Tag meine Kamera dabei), beide Motorradschlösser, 20 Akkus, ein Taschenmesser, viele kleinere Dinge sowie 2 Äpfel und 2 Müsliriegel. Volker war nicht nur auf 150 sondern mindestens auf 550. Wir ließen sofort die Polizei rufen und kontrollierten bis zu deren Eintreffen den Rest unserer Dinge. Der Dieb muss gestört worden sein. Das Radio lag noch offen da, unsere 5 nagelneue Ersatzreifen lagerten außen vor dem Zelt. Und auch sonst fehlte nichts. Das Diebesgut findet sich eher auf dem Schwarzmarkt oder in e-bay wieder, wie von der Polizei gefunden zu werden. Das trifft uns hart. Für das Protokoll gingen wir mit auf die Polizeistation und der Polizist sowie die Dolmetscherin waren super nett aber absolut nicht überrascht. Im Gegenteil, sie witzelten, dass wahrscheinlich der Rest von unseren Sachen gerade geklaut wird, solange wir auf der Polizeistation sitzen würden.
Müssten wir nicht in Tschechien unsere Russland-Visas abwarten und abholen, wäre Volker sofort über Österreich und Deutschland weiter gefahren. Aber Tschechien zeigte sich von nun an von seiner besseren Seite.
Dies haben wir Micha und Moni zu verdanken. Diese Beiden, mit Sohn Marcel, haben uns am 01. Mai mit offenen Armen empfangen. Micha, aus Weil der Stadt, arbeitet in Jihlava, 120 km südöstlich von Prag. Sie haben kurzerhand ihr Kinderzimmer geräumt und uns überlassen. Außerdem geben sie uns für die komplette Woche, in der wir auf unsere Visas warten, eine Bleibe. Und nicht nur dies. Wir machten einen Familienausflug nach Prag, besichtigten die Prager Altstadt und Burg und zur Freude von Marcel unternahmen wir auch eine Bootsfahrt auf der Moldau. An einem weiteren Tag fuhren wir alle zusammen nach Telc (Teltsch) und zur barocken Burg Vranov nad Dyji (Frain an der Thaya). Auch unternahm Moni mit uns einen Tagestrip nach Brno (Bruenn). Volker bekam einen regelrechten Kulturschock. Gebäude im Barock-, Jugend-, Gotik-, Tudorstil oder Renaissancestil wurden von uns bewundert. Alleine die Sehenswürdigkeiten in Prag würden diesen Bericht sprengen. Nicht weniger Aufmerksamkeit ziehen aber die jungen, bildhübschen, tschechischen Mädchen auf sich. Bei dem sonnigen Wetter werden die Röcke immer kürzer und die Oberteile immer knapper. Kommentar der Männer: "Gertenschlank und alle mindestens mit Körbchengröße D!" Die müssen doch gedopt sein.
Im Vergleich zu unserer bisherigen Campingküche haben wir mit den M + Ms regelrechte Koch- und Essorgien. Wir können beruhigt feststellen, dass wir Beide ein respektables Fettpolster für Russland angesetzt haben.
Bis kommenden Montag werden wir zwangsweise in diesem Paradies verweilen dürfen. Uns geht es also hervorragend.Land und Leute:
Tschechien, das Land der Burgen und Schlösser .....und der Knödel. Jedes Burgfräulein und Möchtegern-Prinzessin kommen hier auf ihre Kosten. An jeder Ecke stolpern wir über eine Burg oder sogar Märchenschloss. Teils sehr hübsch restauriert und an atemberaubenden Felsvorsprüngen platziert.
Aber auch die Knödel sind nicht zu verachten. In allen erdenklichen Variationen werden sie als Beilage oder als Süßspeise gereicht. Außerdem lohnt es sich nicht selbst zu kochen. Die Preise sind für uns Mitteleuropäer unglaublich niedrig. Für Euro 9,00 hatten wir 2 Abendessen, 2 Gläser Wein und 3 Bier!! Und wir können es nicht glauben, aber hier bekommt man doch tatsächlich für Euro 0,03 ein Brötchen und der Liter Benzin kostet Euro 0,90.
Tschechien hat kulturell und kulinarisch sehr viel zu bieten, nicht zu vergessen auch für das Auge. Außerdem Kurvenlandschaften mit sehr wenig Verkehr. Was will man als Motorrad-Welt-Reisender mehr?
Technik:
Bisher gefahrene Kilometer: 3.480
Keine Ausfaelle

 
   
 
Über den Dächern von Nizza......ähhh....Prag.
 
 
Unsere Gastgeber in Tschechien. Micha, Moni und Marcel. Nochmals viiiiiieeeeelen Dank.
 
     
   
 
 
 
Karlsbrücke in Prag
 
 
  Nationaltheater in Prag  
     
 
Stadt Teltsch
 
 
Marktplatz in Teltsch
 
 
 
Und wo geht's jetzt hin??