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Ulan Ude
Nachodka - Vladivostok 09. 20.08.2003
Die asphaltierte Strasse gen Osten endet in Chita. Ab dieser Stadt fuehrt
die weitergehende Strecke ueber 1.000 km durch Sumpfgebiet und unwegsames
Gelaende. Eine Schotterpiste wird derzeit erstellt und wir wussten von
Reiseberichten das dieses Teilstueck schwierig ist und 5 Tage in Anspruch
nimmt. Aus den verschiedensten Gruenden haben wir uns fuer den Zug entschieden.
Auch haben wir erfahren, dass vom 15. 18. August an der Pacific-Kueste
ein internationales Motorradtreffen stattfindet. Volker wollte unbedingt
daran teilnehmen und so musstern wir auch aus Zeitgruenden auf die Transibirische
Eisenbahn ausweichen.
Auf der Suche nach einer Unterkunft in der Stadt Chita trafen wir erneut
Bruno wieder, unser Freund aus Italien. Die Hotels waren ausgebucht und
Bruno bot uns an sein Zimmer mit uns zu teilen. Es kostete einige Ueberzeugungsarbeit
an der Rezeption aber schlussendlich konnten wir unsere Isomatten in Brunos
Einbettzimmer auf den Boden quetschen. Und wir hatten noch mehr Glueck
an diesem Tag. Auf der Strasse trafen wir Biker aus der Stadt und diese
erklaerten sich sofort bereit mit uns die Zugtickets zu kaufen. Ohne Hilfe
und guten russisch Kenntnissen ein Ding der Unmoeglichkeit. Wie der Zufall
es wollte fuhren 2 von ihnen mitsamt Motorrad im selben Zug zum Festival
Facing the Ocean. Das Verladen der Motorraeder war spektakulaer.
Die Luke des Gueterzuges befand sich auf einer Hoehe von 1,50 m. Vor den
Waggon wurde ein Gepaecktrolli gefahren, der ungefaehr die halbe Hoehe
hatte. Dann packten 6 kraeftige Russen Volkers Motorrad mitsamt Gepaeck
und hieften diese unter grosser Anstrengung in den Zug. Ich schlug die
haende ueber dem Kopf zusammen und jetzt war meines dran. Aber irgendwie
ging dies dann so schnell, dass ich nicht einmal einh Bild machen konnte.
Die Mopeds rollten nun gen Osten und wir sassen 6 Stunden ebenfaqlls in
der Transibirischen Eisenbahn. Wir hatten das guenstigste Ticket erworben
und teilten den Schlafwagen mit 50 Russen. Die Fahrt dauerte 2 Naechte
und 1,5 Tage und in dieser Zeit wurden wir von Frauen aus unserem Abteil
voll verpflegt. Sie teilten ihr Fruehstueck wie auch ihr Mittagessen mit
uns und machten mir indirekte Vorwuerfe, dass ich meinen Mann
so schlecht versorgen wuerde, denn wir hatten ueberhaupt keine Lebensmittel
mit im Zug. Abends luden uns die Biker aus Chita in den Speisewasgen ein
und wir hatten beim Abendessen mit Wodka und Gitarre sehr viel Spass.
Wir sin des nunmal ueberhaupt nicht gewoehnt mit dem Zug zu fahren und
benutzen zu Hause die S-Bahn ausschliesslich als sicherer Heimtransport
vom Cannstatter Wasen. So waren wir trotz der hervorragenden Versorgung
wirklich froh nach 40 Stunden Reisezeit wieder unsere Motorraeder unterm
Hintern zu haben. In diesen offenen Waggons gibt es keine Privatsphaere
und wir koennen es nicht nachvollziehen einen Urlaub in der Transib zu
verbringen.
Die restlichen 1.000 km bis zur Pacific-Kueste fuhren wir in 2 Tagen und
liessen es uns nicht nehmen nochmals eine Schotterpiste mit 100 km zu
geniessen, bzw. den Staub zu schlucken. Die Grenze nach China war auch
immer in unserer Reichweite. Mit Verringerung der Distanz zum Ozean stiegen
auch die Temperaturen an. Die Strasse schlaengelt sich an der Kueste entlang
und es gibt tatsaechlich ein paar Serpentinen. Die Russen sind aber keine
Kurven gewoehnt und fahren dann auch dementsprechend langsam. Nach fast
20.000 km und 4,5 Monaten hatten wir die Pacific-Kueste im Osten Russlands
erreicht und genossen in einer Schweigeminute diesen Anblick. Ein unglaubliches
Hochgefuehlt befluegelte uns, wir hatten es doch tatsaechlilch geschafft
und konnten es selbst kaum glauben. Sonne, Strand und Meer!!!
Das Bikerfestival fand am Strand statt und bei unserer Anlunft wurden
wir mit den Worten begruesst: Wir wissen bereits alles ueber Euch, ihr
muesst Volker und Kerstin sein. Die russischen Buschtrommeln funktionieren
sehr gut und unserer Ruf eilte uns voraus. So haben wir auch von Susi,
Achim, Jochen und Benito erfahren, 4 Deutsche auf ihren Motorraedern.
Sie machten diesen Trip ausschliesslich um am Festival teilnehmen zu koennen.
Auch lernten wir hier Mika persoenlich kennen, ebenfalls ein Deutscher
und seit 1999 mit seinem Motorrad in der Welt unterwegs. Mit Mika hatten
wir bereits vor unserer Abreise e-mail-Kontakt und wir haben den selben
Sponsor (KEDO). Die Welt ist doch ein Dorf
.Und
auch Bruno, unser Italiener fuhr mit seiner BMW vor. Wir verbrachten Zeit
mit unseren russischen Biker-Freunden aus Chita, spielten Beach-Volleyball
Deutschland gegen Russland, schwammen im Pacific, bekammen einen Sonnenbrand
und schlossen beim Wodka wieder viele neue Freundschaften. Der russische
Staatfernsehsender interviewte die Europaer und bei der Preisverleihung
mobsten wir die Trophae fuer die weiteste Anreise ein. Wir hatten wieder
ein super Wochenende und waren erneut Teil der Biker-Familie. Die Organisation
liess leider etwas zu wuenschen uebrig und das Festival wurde auch durch
einen schrecklichen Unfall mit toedlichem Ausgang ueberschattet. Fuer
uns bot sich die Gelegenheit die Mitglieder der Iron Tigers kennenzulernen.
Dieser Motorradclub ist in Vladivostok beheimatet und mit ihrem Clubhaus
haben wir fuer die naechsten 2 Wochen ein Zuhause gefunden. Wir duerfen
hier solange bleiben wie e s uns gefaellt und teilen Momentan die Box,
wie das Vereinsheim von den Mitgliedern genannt wird, mit Susi, Achim
und Mika. Hier gibt es eine komplett ausgestattete Motorradwerkstatt und
Volker nutzt die Zeit und Gelegenheit unseren Motorraedern einen Total-Service
zu goennen. Den haben die Mopeds aber auch bitter noetig. Und ich bin
ganz happy wieder mal nach 4 Monaten eine Waschmaschine zur Verfuegung
zu haben.
Nun ist Japan also in Reichweite und einen ersten Vorgeschmack haben wir
mit 2 japanischen Bikern erhalten, die ebenfalls eine Nacht in der Box
verbrachten.
Zuvor geniessen wir aber Vladivostok und die Gastfreundschaft der Iron
Tigers.
Land und Leute:
Die Landschaft bietet wenig in Russland, mit in paar wenigen Aussnahmen.
Und wir Reisende sind uns einig: Das Beste in Russland sind seine Menschen!!!!!
Wir koennen nicht oft genug betonen wie grosszuegig, hilfsbereit und gastfreundlich
diese Menschen sind. Natuerllich haben wir auch ein paar negative Erfahrungen
gemacht. Der Alkohol spielte dabei immer eine Rolle. Betrunkene gibt es
zu jeder Tageszeit und diese werden dann auch laestig. Sie sprechen auf
Einen ein und bedraengen dich, aber gefaehrlich sind sie zu keiner Zeit.
Und wenn man in der Runde trinkt ist Jeder lustig und es bleibt erstaunlich
ruhig.
Je weiter man Richtung Osten kommt desto mehr japanische Autos sind zu
sehen. Der Import von der Insel nach Russland blueht. Die Fahrzeuge sind
im Originalzustand und somit fuer den Linksverkehr ausgestattet. Dies
ist im Verkehr ganz schoen gefaehrlich. Beim Ueberhohlvorgang muessen
die Fahrer zuerst auf die linke Seite um ueberhaupt am Vorausfahrenden
vorbei sehen zu koennen.
Gefahrene Kilometer:
19.800 km
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